Monatelange Tortur

IS hielt Mädchen (9) als Sexsklavin – schwanger

Ausland
13.04.2015 06:02
Mitte der Woche hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Norden des Irak mehr als 200 Jesiden freigelassen. Die Dschihadisten hatten die Angehörigen der religiösen Minderheit verschleppt und monatelang in Geiselhaft gehalten. Unter den Freigelassenen ist auch ein neunjähriges Mädchen. Das Kind ist schwanger, weil es als Sexsklavin von mehreren IS-Kämpfern vergewaltigt wurde. Helfer machten jetzt auf das tragische Schicksal des Mädchens, das zur medizinischen Behandlung nach Deutschland gebracht wurde, aufmerksam.

227 Jesiden waren vor wenigen Tagen bei den kurdischen Peschmerga-Kämpfern in der nordirakischen Provinz Kirkuk angekommen, nachdem sie Monate nach ihrer Verschleppung vom IS freigelassen wurden. Die Peschmerga hätten die Freigelassenen mit Nahrung versorgt und zur medizinischen Behandlung gebracht, sagte einer ihrer Kommandeure.

Bei den Freigelassenen handle es sich um Kinder, Frauen und Ältere. Die Befreiten erklärten, dass sie in dem Glauben, sie würden zu ihrer Hinrichtung geführt werden, von den Dschihadisten in Kleinbusse verfrachtet worden waren. Stattdessen seien sie dann in der Nähe von Positionen der Peschmerga-Kämpfer freigelassen worden - ausgehungert und in teils schlechter gesundheitlicher Verfassung.

Während die Hintergründe der Freilassung - bereits im Jänner waren rund 200 Angehörige der religiösen Minderheit freigelassen worden - bislang im Dunkeln blieben, machten Entwicklungshelfer in der Region nun einen Fall von besonders schwerem Missbrauch öffentlich. Demnach ist eine der freigelassenen Jesidinnen, ein erst neun Jahre altes Mädchen, während ihrer monatelangen Gefangenschaft von IS-Kämpfern mehrfach sexuell missbraucht und geschwängert worden.

"Von nicht weniger als zehn Männern missbraucht"
Sie wurde "sexuell von nicht weniger als zehn Männern missbraucht", sagte der kanadische Entwicklungshelfer Yousif Daoud der Tageszeitung "Toronto Star". "Die meisten waren Frontkämpfer oder Selbstmordattentäter, denen Mädchen als Belohnung gegeben wurden", so Daoud. "Dieses Mädchen ist so jung, dass sie sterben könnte, wenn sie das Baby zur Welt bringt", fügte er hinzu. Selbst ein Kaiserschnitt sei gefährlich. Der Missbrauch, den die Neunjährige erlitten habe, habe sie "geistig und körperlich traumatisiert".

Medienberichten zufolge wurde das Mädchen mittlerweile dank der Unterstützung einer kurdischen Hilfsorganisation zur medizinischen Versorgung nach Deutschland geflogen. Ihr weiteres Schicksal bleibt aber ungewiss. Eine Rückkehr in die Heimat sei auch deshalb fraglich, weil die Neunjährige Gefahr laufen würde, von den Jesiden verstoßen zu werden. Denn die Mitglieder der religiösen Minderheit mit Wurzeln in mehreren alten Religionen glauben an die Reinheit ihrer Linie. Viele Frauen würden abtreiben, um eine Stigmatisierung zu vermeiden. Selbst verheiratete Frauen, die als Vergewaltigungsopfer in Gefangenschaft schwanger werden, würden von ihren Männern in den meisten Fällen nicht zurückgenommen.

Für Entwicklungshelfer Daoud stehe jedenfalls fest, dass das Baby des neun Jahre alten Mädchens von der Religionsgemeinschaft nicht akzeptiert werden würde. Die einzige Hoffnung für sie und viele andere IS-Vergewaltigungsopfer bestehe darin, möglichst schnell von Kanada oder einem anderen westlichen Land als Flüchtling aufgenommen zu werden. Zudem müsste den Frauen gestattet werden, die Kinder möglichst schnell zur Adoption freizugeben.

IS will "Jesiden als Gruppe zerstören"
Seit dem rasanten Vormarsch des IS befinden sich die Jesiden - neben vielen anderen religiösen Minderheiten - auf der Flucht vor der Terrormiliz. Die Islamisten hatten im vergangenen August bei ihrem Vormarsch im nordirakischen Sinjar-Gebirge unzählige Jesiden in ihre Gewalt gebracht. Das Schicksal vieler Menschen ist weiterhin ungewiss. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten wurden Hunderte, wenn nicht Tausende jesidische Frauen als Ehefrauen an Dschihadisten verkauft oder als Sexsklavinnen missbraucht. Laut einem im März veröffentlichten Bericht des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte hat der IS das Ziel, "die Jesiden als Gruppe zu zerstören".

Nur mehr rund 500.000 Jesiden weltweit
Für den IS sind die Jesiden eine Ansammlung von Teufelsanbetern und Ungläubigen. Diese Vorurteile - die auch von vielen orthodoxen Muslimen geteilt werden - beruhen großteils auf der sektenähnlichen und mysteriösen Religion. Während die Religion vor Tausenden Jahren zu einer der mächtigsten der Welt gehörte, gibt es heute nur mehr rund 500.000 Jesiden - laut der pessimistischsten Schätzung gar nur 100.000. Die meisten Jesiden lebten bis vor Kurzem in der irakischen Provinz Nineveh, die 400 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Bagdad liegt.

In Deutschland lebt heute mit geschätzten 40.000 Jesiden die größte Auslandgemeinschaft der Religionsgruppe, während es in Österreich nur sehr wenige Jesiden gibt - kurdische Vertreter sprechen von rund 1.000.

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