Historischer Besuch

Albaniens Premier in Belgrad: Offene Differenzen

Ausland
10.11.2014 15:40
Der erste Besuch eines albanischen Premiers in Belgrad seit 68 Jahren am Montag ist von offenen Differenzen zur Unabhängigkeit der mehrheitlich von Albanern bewohnten früheren serbischen Provinz Kosovo überschattet worden. Serbiens Premier Aleksandar Vucic war über Äußerungen seines albanischen Amtskollegen Edi Rama sichtlich verärgert und reagierte heftig.

"Der Kosovo ist unabhängig und dies ist eine Tatsache", stellte Rama auf einer Pressekonferenz fest. Vucic entgegnete, er habe keine "Provokation" seitens seines Gastes erwartet. "Der Kosovo ist ein Bestandteil Serbiens und hat nie etwas mit Albanien zu tun gehabt und wird es auch nicht haben", so Vucic. Auch werde sich Serbien von niemandem beleidigen lassen.

Belgrad lehnt die im Februar 2008 ausgerufene Unabhängigkeit des Kosovo nach wie vor ab - auch wenn die EU für eine weitere Annäherung Belgrad eine Normalisierung mit der Regierung in Prishtina verordnet hat. Albanien hat als einer der ersten Staaten die Unabhängigkeit des Kosovo anerkannt. Rama erwiderte Vucic, man könne von verschiedenen Auffassungen reden, dies sollte aber niemanden daran hindern, die Wahrheit zu sagen.

Rama hatte vor dem Besuch von einem neuen Ansatz "für eine bessere Zukunft unserer Völker" gesprochen, der nötig sei. Es sei Zeit, all das hinter sich zu lassen, was Konflikte und Blutvergießen verursacht haben.

Lobende Worte vor verbalem Zusammenstoß
Dem verbalen Zusammenstoß bei der Pressekonferenz gingen äußerst lobende Worte Vucics zum Besuch voraus. Man habe eine neue Seite in den Beziehungen zwischen Serbien und Albanien aufgeschlagen. Er wünsche sich, dass die kleine serbische Minderheit in Albanien und die albanische in Serbien zu "Brücken der Zusammenarbeit" werden, so der serbische Regierungschef.

Auch nach dem Clash wurde es wieder versöhnlicher: Er sei sich sicher, dass man nicht erneut Jahrzehnte auf ein derartiges Treffen warten müsse, erklärte Vucic zum Ende der Pressekonferenz. Auch die Einladung, Tirana zu besuchen, nahm er öffentlich an. Anlässlich des Besuches wurde in Belgrad ein bilaterales Abkommen über die Zusammenarbeit zur Unterbindung von Zollverstößen unterzeichnet. Zwei weitere bilaterale Abkommen seien in Vorbereitung, hieß es.

Kein Treffen zwischen Rama und Nikolic
Zu einem Treffen Ramas mit dem serbischen Präsidenten Tomislav Nikolic wird es allerdings nicht kommen. Grund dafür ist laut der serbischen Tageszeitung "Danas" eine Aussage Nikolics nach dem Zwischenfall mit der Großalbanien-Flagge bei einem Ländermatch Mitte Oktober. Albanien werde "Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte brauchen, um ein normaler Staat ohne Serbenhass zu werden", kommentierte Nikolic damals.

Ramas Besuch war ursprünglich für den 22. Oktober geplant. Nach den Zusammenstößen kurz davor bei dem Fußballspiel in Belgrad, das abgebrochen werden musste, wurde er verschoben.

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