Retourkutsche?

Russen wollen ISS-Beteiligung bald beenden

Wissenschaft
13.05.2014 17:18
Russland will sein Engagement bei der Internationalen Raumstation ISS überraschend bereits 2020 beenden und stattdessen andere Projekte im Kosmos in Angriff nehmen. "Wir gehen davon aus, dass wir die ISS derzeit nur bis 2020 benötigen", sagte Vizeregierungschef Dmitri Rogosin am Dienstag der Agentur Interfax zufolge in Moskau. Beobachter vermuten allerdings, dass sich Russland damit für die Sanktionen rächt, die der Westen aufgrund der Ukraine-Krise verhängt hat.

Russland schlägt damit das Angebot der USA aus, den Außenposten der Menschheit mindestens bis 2024 weiterzubetreiben. Die USA hatten ihrerseits im Jänner eine Finanzierung über 2020 hinaus zugesagt. Das bemannte Labor kreist seit 1998 um die Erde und wurde seitdem kontinuierlich ausgebaut. Am 28. Mai startet der Deutsche Alexander Gerst gemeinsam mit dem Russen Maxim Surajew und dem US-Astronauten Reid Wiseman für ein halbes Jahr zur ISS.

"Wir wollen die Ressourcen auf andere perspektivische kosmische Projekte richten", sagte Rogosin. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos werde die Pläne bald vorstellen. Rogosin schloss nicht aus, dass Moskau den russischen Teil der ISS allein weiterbetreiben werde. "Das russische Segment kann unabhängig vom amerikanischen existieren - aber das amerikanische nicht unabhängig vom russischen", sagte er.

Retourkutsche wegen Ukraine-Krise vermutet
Beobachter vermuten, dass der Schritt eine Reaktion auf den erbitterten Ukraine-Konflikt sein könnte. Die US-Raumfahrtagentur NASA hatte wegen des politischen Streits erst vor Kurzem ihre Zusammenarbeit mit Roskosmos teilweise eingestellt. Bei dem mit Abstand wichtigsten Kooperationsprojekt, dem Betrieb der ISS, solle es jedoch keine Abstriche geben, hatte die NASA betont.

Die USA hoffen auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit über 2020 hinaus. "Wir haben in unserem Weltraumprogramm eine lange Kooperation mit den Russen gehabt und hoffen, dass wir gemeinsam weitermachen können", sagte Außenamtssprecherin Jen Psaki in Washington. Die NASA selbst reagierte verhalten: "Wir haben keine offizielle Mitteilung der russischen Regierung erhalten über irgendwelche Änderungen in der Zusammenarbeit".

Raumstation seit 2000 ständig bemannt
Die Internationale Raumstation ISS, die rund 400 Kilometer über der Erde kreist, gilt seit mehr als 15 Jahren als Außenposten der Menschheit. Gut ein Dutzend Staaten beteiligen sich an dem Projekt, neben EU-Ländern sind dies auch Kanada, Japan, Russland und die USA.

Seit dem Jahr 2000 sind ständig Menschen auf der ISS, Kommandant ist meist ein Russe oder US-Amerikaner. Die optimale Besetzung sind sechs Raumfahrer. Sie verbringen jeweils rund sechs Monate im Orbit. Zu ihren Aufgaben gehören Experimente in der Schwerelosigkeit. Forscher erhoffen sich davon auch Erkenntnisse über einen möglichen dauerhaften Aufenthalt im All und für eine bemannte Mars-Mission.

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