Am Donnerstagabend hätte in Reichenau an der Rax (Niederösterreich) wieder ein „Corona-Stammtisch“ stattgefunden. Wirt Otto Leistentritt liebt sein Handwerk und wurde nur nebenbei über Corona-Kritiker Martin Rutters Auftritt informiert. „Meine Frau und ich sind komplett fertig mit den Nerven“, meint er.
Der „Alpengasthof Oberer Eggl“ am Fuße der Rax-Berge im Wiener Becken ist eine von wenigen Gaststuben im Dorf. Der Ruf ist gut in der 149-Seelen-Gemeinde: familiäre Atmosphäre, bodenständige Hausmannskost, auch moderne Küche, gemütliche Stammgäste. Als er kürzlich seine Tochter in Zypern besuchte und eine Stammtisch-Reservierung der FPÖ per Telefon annahm, ahnte er nichts Böses. „ÖVP, FPÖ, SPÖ haben seit Jahren Stammtische bei uns“, sagt Chef Otto Leistentritt.
FPÖ alleine ist überhaupt kein Problem
Ein „Krone“-Artikel machte ihn wieder auf die Reservierung am Donnerstag, dem 11. Dezember, aufmerksam. „Ich war völlig schockiert und dann tagelang fertig“, erzählt er. Denn erst Tage nach der ersten Reservierung habe die Gemeinde-FPÖ in einem Nebensatz erwähnt, „dass auch ein gewisser Martin Rutter“ dabei sein würde. „Meine Familie wusste im ersten Moment nicht, um wen es sich handelt.“ Aber da im Alpengasthof immer wieder auch Reisende auf Wanderung einkehren, ist der Gastwirt weltoffen.
Meine ganze Familie distanziert sich von solchen Theorien.
Der Gastwirt, als er mehr über Martin Rutter erfuhr
Gäste waren abgeschreckt
Am Nikolaus-Tag dann der nächste Schock: Einige stornierten den Tisch, weil sie dachten, der als rechts geltende Aktivist würde in ihrem Lieblingsgasthaus auftreten. Jüdische Bekannte waren verwundert, dass Rutter plötzlich dort sprechen dürfte.
Einen ähnlichen Rauswurf, der auch nichts mit der FPÖ selbst zu tun hatte, tätigte ein Gastwirt in Neunkirchen im Oktober. Dortiger Gastwirt Tom Helmreich machte Rutter einen Strich durch die Rechnung und lud die FPÖ wieder aus. „Rutter teilt nicht meine Gesinnung und auch nicht meine Ansichten“, sagte er im „Krone“-Artikel.
Auch Otto Leistentritt sagte der FPÖ ab. Das freiheitliche Bildungsinstitut (FBI), das die Stammtische hält, beharrt auf „Corona-Aufklärung“ und kehrt ins nächste Gasthaus nebenan ein. Währenddessen erarbeitet sich der Wirt wieder seinen guten Ruf. In direkten Gesprächen mit ihm seien viele aus dem Dorf aber wieder beruhigt.
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