Der weltweit bekannte Kristallkonzern Swarovski mit Stammsitz im Tiroler Wattens kommt nicht aus den Negativschlagzeilen: Nach dem zuletzt angekündigten Job-Kahlschlag im Ausmaß von rund 400 Stellen greift die Arbeiterkammer die Konzernführung jetzt einmal mehr frontal an: „Verdacht auf Altersdiskriminierung – Beschäftigte über 55 sollen systematisch gekündigt werden!“
Mehr als 4000 Arbeitsplätze wurden seit dem Jahr 2007 beim Tiroler Paradeunternehmen Swarovski in Wattens abgebaut. Seit Anfang November ist fix, dass 400 weitere Stellen gestrichen werden. Während sich innerhalb der Belegschaft wegen der negativen Entwicklungen der letzten Jahre beinahe schon Resignation breitmacht („Es ist vermutlich nur mehr eine Frage der Zeit, bis die Produktion ganz aus Wattens verschwindet“), war der Aufschrei unter anderem der Arbeiterkammer Tirol groß.
AK-Boss Erwin Zangerl sprach damals etwa von einer „Bankrotterklärung“ und ging einmal mehr mit der Konzernführung hart ins Gericht. Jetzt lässt die AK mit einer weiteren Hiobsbotschaft aufhorchen. „Die Signale, die nun vonseiten der Konzernführung kommen, lassen nichts Gutes für die Beschäftigten und den Standort hoffen“, hieß es am Mittwoch.
Einsparung bei Reinigung und brisanter Verdacht
Was ist damit gemeint? „Nicht nur die Reinigung der Büroflächen und Arbeitsplätze bzw. Produktionsstätten soll nun von den Mitarbeitern selbst übernommen werden, auch verdichten sich die Hinweise, dass systematisch Beschäftigte über 55 Jahren gekündigt bzw. in Frühpension gedrängt werden sollen“, so die Arbeiterkammer wörtlich.
Sollte das so sein, werden wir uns jeden Fall juristisch genau ansehen und auch rechtlich dagegen vorgehen.

Erwin Zangerl, Tiroler AK-Präsident
Bild: Johanna Birbaumer
„Konzernführung steht unter Beobachtung“
AK-Boss Zangerl stellte klar, dass er „keine Form der Altersdiskriminierung dulden“ werde. „Sollte das so sein, werden wir uns jeden Fall juristisch genau ansehen und auch rechtlich dagegen vorgehen. Denn hier geht es um kein Kavaliersdelikt, sondern um einen Verstoß gegen geltende Arbeitsrechtsbestimmungen.“ Die Konzernführung und ihr Auftreten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber würden jedenfalls unter Beobachtung stehen, machte Zangerl zudem deutlich.
Der Tiroler AK-Präsident hegte auch einmal mehr den Verdacht, dass „Wattens in der Konzernpolitik keine Rolle mehr spielen“ solle.
Reinigungspersonal nur mehr fürs Klo?
Es gebe weitere, „deutliche Alarmsignale für die Aushöhlung des Standortes Wattens“. „So sollen nicht nur die Arbeitsräumlichkeiten, mit Ausnahme der Sanitärflächen, in Zukunft von den Beschäftigten selbst gereinigt werden, sondern auch – trotz schlechter Auftragslage – weitere Arbeiten von Wattens an den Standort in Serbien ausgelagert werden“, warnt die AK.
Hinzu komme, dass man „im IT-Bereich, entgegen aller Warnungen, ganze Netzwerkbereiche auslagern will, und zwar nach Asien.“ Dies deute auf einen grundlegenden Strukturwandel hin, so Zangerl.
Kostendruck und Rückgang im Luxussegment
Swarovski Standortleiter Jérôme Dandrieux hatte Anfang November die Mitarbeiter in Wattens informiert, dass 400 weitere Stellen abgebaut werden! Gründe seien der Kostendruck und der Rückgang im Luxussegment, vor allem in China. Fatalerweise besteht das Wattener Produktionsvolumen zu 42 Prozent aus Kristallen, die andere Unternehmen abnehmen und zu Schmuck verarbeiten. Genau diese Sparte leidet derzeit besonders.
Bis 12. Dezember werden nun Freiwillige gesucht, die ihre Stundenzahl um 10 bis 15 Prozent reduzieren. „Wir fühlen, dass jeder gestresst ist. Und hinter jedem Mitarbeiter steht eine Familie“, erklärte Dandrieux damals.
„Wattens ist unsere Wiege, der Standort bleibt“
Der Manager bekräftigte jedoch: „Wattens ist unsere Wiege, der Standort bleibt!“ Um dies zu untermauern, wurde betont, dass man am Investitionsplan (bis 2030 rund 150 Millionen Euro) festhalten wolle.
Zu den aktuellen Vorwürfen der AK liegt vonseiten des Kristallkonzerns noch keine Stellungnahme vor.

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