Mehr als 4000 Arbeitsplätze wurden seit dem Jahr 2007 beim Tiroler Paradeunternehmen Swarovski in Wattens abgebaut. Jetzt fallen weitere 400 Stellen weg. In der Belegschaft glauben viele, dass der schillernde Weltkonzern bald nicht mehr in Tirol produzieren wird.
Sie werden „Swarovskianer“ genannt. Das sind jene Mitarbeiter, die oft seit Jahrzehnten für den Weltkonzern Swarovski in der Tiroler Gemeinde Wattens arbeiten. Es sind Mitarbeiter, deren Väter und Großväter schon durch die Werkstore gegangen sind und stolz darauf waren, bei einem der erfolgreichsten und sozialsten Unternehmen des Landes tätig zu sein. Doch von diesem Zugehörigkeitsgefühl der Swarovski-Mitarbeiter ist heute wenig übrig.
„Die Swarovskianer wird es bei uns vielleicht bald nicht mehr geben.“ Das sagt einer, der selbst mehr als 20 Jahre schon im Unternehmen tätig ist und als Betriebsratsvorsitzender den Kollegen seit Jahren eine schlechte Nachricht nach der anderen verkünden muss. Patrick Hamberger will seinen Frust und Ärger nicht verbergen: „Wir hatten 2007 noch 6500 Mitarbeiter. Seit damals geht es bergab mit unserem Produktionsstandort. Das hat viele bei uns zermürbt.“ Die Nachricht vom neuerlichen Abbau von 400 Stellen sei für die Arbeiter keine große Überraschung mehr gewesen.
Wir als Gemeinde glauben an den Verbleib von Swarovski in Wattens. Aber der neuerliche Stellenabbau trifft auch uns finanziell hart.

Lukas Schmied, BM Wattens
Bild: Die Fotografen
Während die Mitarbeiter nun über mögliche „freiwillige“ Ausstiegsvarianten im Rahmen eines Sozialplans informiert werden, hat sich in der Belegschaft Resignation breit gemacht. „Es ist vermutlich nur mehr eine Frage der Zeit, bis die Produktion ganz aus Wattens verschwindet“, hört man unter den Beschäftigten. Nachsatz: „Da können die Beteuerungen der Konzernführung noch so pathetisch vorgetragen werden.“ Noch am Donnerstag hatte Standortleiter Jérôme Dandrieux bekräftigt: „Wattens ist unsere Wiege, der Standort bleibt!“
Wegfall von Steuereinnahmen schmerzt Gemeinde
Auch der Betriebsratsvorsitzende fürchtet das Ende der Produktion in Wattens. „Es ist schon wahr, dass gerade wenig Arbeit da ist. Aber wenn so viele Fachkräfte einmal weg sind, schwächt das die Produktion neuerlich und die Spirale dreht sich weiter nach unten“, konstatiert Hamberger. Der Wattener Bürgermeister Lukas Schmied glaubt zwar nicht an ein Abwandern der Produktion, aber der massive Stellenabbau der letzten Jahre schmerzt auch die Gemeinde. „Weil viele Bürger betroffen sind und weil uns das Millionen Euro an Steuereinnahmen kostet“, sagt der Ortschef.
Die Entwicklung bei Swarovski sei ein „weiteres Signal für die abnehmende industrielle Wettbewerbsfähigkeit in Tirol“, heißt es bei der Industriellenvereinigung (IV). Seit 2023 seien in Tirols Industrie mehr als 2500 Jobs verloren gegangen. Tirols IV-Präsident Max Kloger: „Was wir erleben, ist nicht Ergebnis eines plötzlichen Schocks, sondern die Konsequenz jahrelanger Fehlentwicklungen in der Standortpolitik.“
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