Gibt es neue Hoffnung für das geplatzte große Geothermieprojekt in der Steiermark? Laut Stadt Graz ist die OMV wieder zu Gesprächen bereit, ein „wichtiges Zeitfenster“ tue sich auf. Bei der OMV betont man, dass derzeit Alternativen geprüft werden.
Es ist das entscheidende Projekt, um die Grazer Fernwärmeversorgung von Gas unabhängiger und damit nachhaltiger zu machen: Mit warmem Wasser aus der oststeirischen Erde sollen Zehntausende Grazer Wohnungen beheizt werden. Die Projektkosten werden auf 500 Millionen Euro geschätzt. Ab Dezember sollten spezielle Seismik-Lkw die Region erkunden, für 2030 war der Projektabschluss geplant.
Vor zwei Wochen dann der Paukenschlag: Die OMV als zentraler Partner legte das Vorhaben auf Eis! Grund: Die Stadt Graz sei nicht bereit, umfassende Haftungen zu übernehmen. Die Rede ist von bis zu 200 Millionen Euro. Eine kommunalpolitische Schlammschlacht begann – mit der Frage, wann wer was gewusst hatte und wer die Verantwortung für das vorläufige Scheitern trägt.
OMV will Gespräche fortsetzen
Nach hektischen Tagen, in denen unter anderem die Stadt Graz ein 120 Millionen Euro schweres Übernahmeangebot der Energie Steiermark für die Fernwärmsparte der Energie Graz ausschlug, wurde eine Nachdenkpause vereinbart. Nach der Grazer Stadtregierungssitzung am Freitag gibt es nun neue, zart-positive Signale. Die OMV habe signalisiert, die Gespräche fortzusetzen. „Damit entsteht ein wichtiges Zeitfenster, um in einem offenen und lösungsorientierten Austausch die Chancen des Projekts weiter auszuloten“, heißt es in einer Aussendung von KPÖ-Bürgermeisterin Elke Kahr.
Ist das Projekt also noch zu retten? „Es ist auf allen Seiten Bewegung denkbar, auch bei uns“, heißt es auf Nachfrage im Rathaus. Auch bei der Energie Steiermark hält man den Ball flach: „Wir freuen uns, wenn konstruktive Gespräche fortgesetzt werden.“
OMV prüft „mögliche Alternativen“
Von der OMV heißt es auf „Krone“-Anfrag: „Bei der Geothermie in der Steiermark handelt es sich um ein wichtiges Projekt. Daher unterstützt OMV einen lösungsorientierten Prozess. OMV prüft derzeit mögliche Alternativen und weitere Schritte im Erkundungsgebiet und evaluiert, ob bereits begonnene Arbeiten fortgesetzt werden können. Zum gegebenen Zeitpunkt werden wir weitere Informationen bekannt geben.“
Parallel dazu treibt die Stadt laut eigenen Angaben auch andere Projekte zur Dekarbonisierung der Fernwärme voran. Konkret sind das etwa die Müllverbrennungsanlage beim Sturzplatz („Energiewerk“), die Nutzung der Abwärme von der Sappi und der „Solarspeicher Süd“ in Weitendorf.
ÖVP vermisst echt Aufklärung
Kritisch reagiert ÖVP-Stadtparteichef Kurt Hohensinner nach der Regierungssitzung am Freitag: „Kahr hat (in der Vorwoche im Gemeinderat, Anm.) angekündigt, dass alle staunen werden. Warum, bleibt ein Rätsel. In Staunen versetzt eigentlich nur die fehlende Bereitschaft, wirklich Aufklärung und Transparenz über die tatsächlichen Hintergründe des Projektstopps durch die OMV zu bringen.“ Viele zentrale Fragen seien offen. „Die Koalition ist in der Pflicht, dieses zentrale Zukunftsprojekt wieder auf Schiene zu bringen.“
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