Geldwäsche, Angst

Geheimdokumente zeigen “wahren” Janukowitsch

Ausland
06.03.2014 06:18
Fluchtartig hat der gestürzte ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch Ende Februar Kiew verlassen müssen, sein Leben war seinen Angaben zufolge in Gefahr. Hinterlassen hat er nicht nur seine Luxusresidenz, die seither als Touristenattraktion gilt, sondern auch Tausende geheime Dokumente, die sein Wirtschaftsimperium und seine panische Angst vor Journalisten offenbaren. Besonders "gefährliche" unter ihnen wurden permanent observiert. Die EU hat unterdessen die Sperrung der Konten von Janukowitsch und von 17 weiteren Ukrainern veranlasst (siehe Story in der Infobox).

Die rund 22.000 Dokumente werden von Journalisten und freiwilligen Aktivisten der Regierungsgegner als "Janukowitsch-Leaks" bezeichnet. Es gibt mittlerweile eine eigene Internetseite mit den geleakten Daten, die nach Janukowitschs Flucht in einem Stausee nahe des präsidialen Anwesens gefunden und von Tauchern geborgen worden sind. Aufgrund des riesigen Umfangs werden sich Experten wohl noch Jahre mit den Informationen befassen müssen. Nicht alles ist auf den ersten Blick verständlich, vor allem für Laien nicht. Zunächst muss ein Großteil des Nachlasses getrocknet und geordnet werden.

Doch einiges ist bereits ersichtlich, wie die deutsche Tageszeitung "Die Welt" berichtet. Demnach betreffen viele Papiere Janukowitschs Firmenimperium, seine Antiquitätensammlungen und Jachten, den Fuhrpark und die Residenz selbst. Die Aktenstapel verraten zudem, dass der Präsident panische Angst vor der Presse hatte.

Enthüllungsjournalistin laufend observiert
Vor allem die Enthüllungsjournalistin Tetjana Tschernowil war dem 63-Jährigen nicht ganz geheuer. Er ließ sie permanent observieren, wie Notizbücher seiner Leibwächter offenbaren. Die Reporterin sorgte mit ihren Berichten über die Luxusresidenz bei Kiew und über ein anderes Anwesen, das der gestürzten Machthaber plante, für Aufregung.

Die geleakten Dateien lassen diesbezüglich einen Vorfall am 24. Dezember 2013 in einem anderen Licht erscheinen: Am Heiligen Abend wurde Tschernowils Wagen von einem Porsche Cayenne von der Straße abgedrängt. Danach stiegen drei Männer aus, schlugen die Frau zusammen und ließen sie bewusstlos im Straßengraben liegen. Janukowitsch bestreitet, etwas damit zu tun zu haben.

Rechnungen belegen laut Journalisten Geldwäsche
Zwar scheute der 63-Jährige die Öffentlichkeit, wollte aber unbedingt wissen, was die Weltpresse über ihn denkt. Im Dezember 2010 soll er laut "Welt" 5,6 Millionen Dollar an eine Firma gezahlt haben, die Medienberichte über ihn auswertet. Die Summe liegt weit über dem üblichen Preis. Für ukrainische Journalisten riecht das nach Geldwäsche. Auch zahlreiche andere chiffrierte Rechnungen deuten auf Aufträge hin, die nur einem Zweck dienten: aus schmutzigem und auf illegalem Wege lukrierten Geld sauberes zu machen.

Aber nicht nur Journalisten empfand Janukowitsch als Plage. Auf seiner persönlichen schwarzen Liste standen auch die Aktivistinnen der Frauengruppe Femen ziemlich weit oben. In den Aufzeichnungen finden sich überhaupt Namen und Fotos sämtlicher ukrainischer Aktivistinnen.

Patronen aus elitärem Jagdklub in Stausee gefunden
Neben den Dokumenten wurden auch zahlreiche Patronen im Stausee gefunden. Reporter Aleksandr Akimenko äußerte gegenüber der deutschen Zeitung seine Vermutung, dass die Munition aus dem "KEDR", dem privaten Jagdklub des ehemaligen Präsidenten, stammt. Die Mitgliedschaft sei nur engsten Vertrauten vorbehalten gewesen und habe mehrere Millionen Dolllar gekostet. "Wer im Klub war, gehörte zur Familie", so Akimenko.

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