Die Antikensammlung im Kunsthistorischen Museum hat vorübergehend Gäste: Oliver Laric reagiert mit 3D-Druckarbeiten auf die Mischwesen aus römischer Zeit. Seine digital generierten „Schwellenwesen“ mischen sich noch bis Mitte Februar unter die antiken Vorbilder.
Die Skulpturen von Oliver Laric sind in jeder Hinsicht Mischwesen. Sie stehen allesamt an der Schwelle – sie sind zugleich Mann und Frau, Mensch und Tier, göttlich und irdisch, antik und digital, alt und neu, Metall und Plastik. Der 3D-Bildhauer hat für die Schau „Schwellenwesen“ Zentauren, Sphinxen oder Greife als Vorbild genommen und diese antiken Originale mittels Scans transformiert. Die in Material und Maßstab abweichenden neuen Werke stehen nun inmitten der antiken Bestände, spiegeln und erweitern sie.
Jahrtausendealte Diskurse
Der gebürtige Innsbrucker und Wahlberliner Laric hat für seine Einzelschau Statuen aus dem KHM, aber auch aus weiteren europäischen Museen gescannt: „Für mich sind diese Skulpturen ein Gegenpol zu biologischen Begrenzungen“, erläutert der 1981 geborene Laric seine Auswahl.
Damit verwurzelt er eine brisante aktuelle Debatte direkt in der Antike – die Frage nach der Eindeutigkeit der Identität. „Obwohl wir meinen, sehr modern zu sein, knüpfen wir an Diskurse an, die 5.000 Jahre alt sind“, unterstrich KHM-Generaldirektor Jonathan Fine das Konzept.
Werke aus der Zwischenwelt
Diese Zwischengestaltigkeit setzt der Oliver Laric auch in den Materialien seiner Neuformungen ein, wenn er aus den schweren Marmorarbeiten fünf Kilogramm leichte, luftige Statuetten formt, die sich aus Polyamid und Aluminium ungleich graziler präsentieren. Zugleich kaschieren die verschiedenen Materialien nicht die Größenbeschränkungen des 3D-Druckers, sondern nutzen sie als Stilmittel. Von den zahlreichen Scans, die Laric angefertigt hat, stehen nun acht als ausgedruckte Figuren im KHM.
Die unkonventionelle Erweiterung der Antikensammlung ist für Direktor Jonathan Fine eine bewusste Beschäftigung mit der Frage nach Original, Reproduktion und Transformation: „Die meisten der Skulpturen hier sind Kopien – oder sogar Kopien von Kopien. Ich habe keine Angst vor der Reproduktion als Auflösung der Sammlung.“
Eine Sphinx fürs Wohnzimmer
Die Scans der Figuren stellt Laric übrigens frei im Netz zur Verfügung. So können sich Interessiert die Sitzende Sphinx mit Greifenkopf oder den Aion mit Löwenkopf und Engelsflügeln auch ins eigene Wohnzimmer holen – frisch aus dem 3D-Drucker.
„Oliver Laric. Schwellenwesen“ bis 15. Februar 2026 in den Skulpturensälen der Antikensammlung im Kunsthistorischen Museum Wien
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