Die Staatsanwaltschaft Wien hat die Sicherstellung eines Werks von Gustav Klimt angeordnet. Ungarn erhebt Anspruch auf das nach Jahrzehnten wieder aufgetauchte Gemälde eines ghanaischen Prinzen. Der Kunstkrimi geht in die nächste Runde!
Es ist ein wahrer Kunstkrimi: 2021 kam plötzlich ein Sammlerehepaar in die Galerie W&K – Wienerroither & Kohlbacher und präsentierte ein schlecht gerahmtes und stark verschmutztes Gemälde, auf dem ein kaum mehr sichtbarer Nachlassstempel von Gustav Klimt zu erkennen war.
Der Klimt-Experte Alfred Weidinger, Autor des 2007 erschienenen Werkverzeichnisses, identifizierte das Bild schnell als das verschollene Gemälde eines afrikanischen Prinzen, welches er schon seit zwei Jahrzehnten suchte.
Weidinger gelang es, den Dargestellten als Prinz William Nii Nortey Dowuona aus Ghana, Stammesoberhaupt der Osu, zu identifizieren, nachdem er die Nachfahren der afrikanischen Wien-Besucher im Rahmen der „Völkerschau“ von 1897 ausfindig machen konnte. Klimt malte Prinz William im Profil, während Klimts Malerkompagnon Franz Matsch ihn fast frontal festhielt. Das deutlich konventionellere Porträt von Matsch befindet sich heute übrigens im Museum in Luxemburg.
Klimts Fassung blieb in seinem Besitz und wurde 1923 aus dem Nachlass als „Bildnis eines Negers, im Dreiviertelprofil nach rechts, um die Schultern ein weißer Mantel“ in Wien versteigert.
1928 ist es als Leihgabe für die Klimt-Gedächtnisausstellung in der Wiener Secession als Besitz von Ernestine Klein dokumentiert. Sie und ihr Mann Felix Klein, die das ehemalige Klimt Atelier in Wien Hietzing zur Villa umbauen ließen, mussten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft 1938 fliehen. Sie überstanden den Krieg in Monaco. Doch ihre Kunstwerke blieben verschollen. Auch vom Prinzen fehlte jede Spur.
Restitutionsvergleich mit den Erben
Als es dann in Wien auftauchte, verhinderten rechtliche Unklarheiten die Präsentation. Nach intensiven Verhandlungen konnte schließlich ein Restitutionsvergleich mit den Erben nach Ernestine Klein abgeschlossen werden. Auch das Bundesdenkmalamt hat die Ausfuhr genehmigt.
Doch nun die Kehrtwende: Denn nach einem „ZiB 2“-Bericht wurde das Gemälde Ende der 30er-Jahre aus der Hietzinger Villa nach Ungarn verbracht, damit es nicht den Nazis in die Hände fällt. In Ungarn wurde es weiterverkauft und schließlich in Wien Wienerroither & Kohlbacher angeboten.
Die ungarischen Behörden vermuten, dass der Verkäufer bei der Ausfuhr verheimlicht habe, dass es sich um einen Klimt handle. Es hätte ein Gutachten eines ungarischen Labors aus dem Jahr 2022 vorgelegen. Die Ausfuhrgenehmigung habe der Besitzer „mit Recht“ bekommen, betont dagegen Galerist Lui Wienerroither. Denn damals sei das Gemälde kein gesichertes Werk von Klimt gewesen. Laut Galerist Ebi Kohlbacher sei klar gewesen, dass es in Ungarn niemanden gebe, der einen Klimt verifizieren könne. Man habe dem Verkäufer geraten, das Bild mit einer Ausfuhrbewilligung nach Österreich zu bringen, um es einem Experten vorzulegen.
Zukunft des Gemäldes ist offen
Der aktuelle Besitzer und die Erben der früheren Besitzerin Klein hätten sich in der Zwischenzeit geeinigt. Das Bild wurde auch noch nicht verkauft, obwohl es heuer bei der Kunstmesse TEFAF im niederländischen Maastricht für einen zweistelligen Millionenbetrag angeboten wurde.
Die Staatsanwaltschaft Wien hat jetzt die Sicherstellung des Gemäldes angeordnet, der Kunstkrimi rund um Klimts schwarzen Prinzen bekommt nun ein weiteres Kapitel.
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