Schon als kleinem Mädchen waren ihr Ungerechtigkeit oder Tatenlosigkeit zuwider. Maggie Entenfellner ist längst zur Galionsfigur für den Tierschutz geworden. Die „Krone“-Kolumnistin und Gründerin des Vereins „Freunde der Tierecke“ über Engagement und notwendige Hilfe.
„Krone“: Sie werden seit vielen Jahren mit dem Thema Tierschutz verbunden. Wann wurde Ihnen klar: Das ist mein Thema?
Maggie Entenfellner: Tiere waren für mich immer eine Herzensangelegenheit. Schon als Kind habe ich auf dem Bauernhof meiner Großeltern mit den Tieren gespielt und kranke Kälber gepflegt. Später half ich einer Nachbarin beim Striegeln ihrer Pferde und beim Ausmisten. Ich konnte nie wegsehen, wenn jemand – Mensch oder Tier – Hilfe brauchte. Dass ich diese Leidenschaft durch die „Krone Tierecke“ zum Beruf machen durfte, war ein großes Glück.
Was bedeutet Tierschutz für Sie persönlich?
Tierschutz heißt für mich, Bewusstsein zu schaffen, Missstände aufzuzeigen und daran zu erinnern, dass jedes Leben zählt. Ein Tier zu retten verändert nicht die Welt – aber die Welt für dieses eine Lebewesen. Tierschutz ist auch Menschenschutz, denn er spiegelt unsere Werte wider. Eine Gesellschaft erkennt man daran, wie sie mit den Schwächsten umgeht – auch mit Tieren. Schon Mahatma Gandhi sagte, man erkenne die Wertigkeit einer Gesellschaft an ihrem Umgang mit Tieren.
Gibt es ein Erlebnis, das Sie zuletzt besonders berührt hat?
Im Tierheim St. Pölten traf ich „Missy“, eine alte, krebskranke Katze, die jemand im Wald ausgesetzt hatte. Zum Glück fand sie noch ein Zuhause und durfte in Geborgenheit über die Regenbogenbrücke gehen. Solche Geschichten zeigen mir, warum ich tue, was ich tue.
Hat sich unser Umgang mit Tieren verändert?
Das Bewusstsein ist größer geworden, dass Tiere Gefühle haben. Gleichzeitig werden sie immer öfter zum Konsumartikel. Viele schaffen sich Haustiere an, ohne über Verantwortung oder Kosten nachzudenken. Durch Social Media werden Tiere oft als Lifestyle-Objekte gesehen – dabei ist artgerechte Haltung teuer und verlangt Zeit und Wissen.
Was macht der Verein „Freunde der Tierecke“ genau?
Wir haben drei Schwerpunkte: kostenlose Tiervermittlungen über die „Kronen Zeitung“, finanzielle Hilfe für Tierbesitzer in Not und Bewusstseinsarbeit über Tierhaltung, Ernährung und Tierschutzpolitik. Besonders schön ist unsere Kooperation mit der Volkshilfe Wien – wir helfen alten oder kranken Menschen, ihre Tiere zu behalten. Das macht Tiere gesund und Menschen glücklich.
Wie steht es um artgerechte Haltung der Nutztiere in Österreich?
Von artgerecht kann kaum die Rede sein. Das Problem liegt weniger bei den Bauern als bei uns Konsumenten. Wer Billigfleisch kauft, fördert Massentierhaltung. Nur vier Prozent des Fleisches sind Bio – erschreckend wenig. Und solange wir jährlich 60 Kilo Lebensmittel pro Kopf wegwerfen, kann niemand sagen, Essen sei zu teuer.
Sollte man den Umgang mit Tieren schon in der Schule erlernen?
Unbedingt. Kinder müssen wissen, woher Fleisch kommt. Viele verbinden die Wurstsemmel nicht mehr mit einem Lebewesen. Ich bin Mitgründerin von „Tierschutz macht Schule“, das Unterrichtsmaterialien anbietet. Bewusstsein muss früh beginnen – am besten im Kindergarten.
Muss man auf Fleisch verzichten, um tierfreundlich zu leben?
Nein. Fleisch sollte wieder etwas Besonderes sein – einmal pro Woche, bewusst und mit Wertschätzung. Niemand muss Veganer werden, aber wer weniger Fleisch isst und auf Herkunft achtet, tut enorm viel für Tiere und Umwelt. Bewusster Konsum ist der Schlüssel.
Wie erreicht man Menschen für Tierschutzthemen besser?
Ich nutze Social Media, um Bewusstsein zu schaffen. Zwischen echtem Engagement und bloßem Trend liegt aber ein schmaler Grat. Wichtig sind Glaubwürdigkeit und Information. Jeder kann im Alltag etwas tun – beim Einkauf, im Gespräch mit Kindern, im respektvollen Umgang mit jedem Lebewesen.
Was raten Sie allen, die sich ein Haustier anschaffen möchten?
Man sollte sich fragen: Habe ich Zeit, Platz und Geld? Und bitte: zuerst ins Tierheim schauen! Dort warten wunderbare Tiere, auch Rassehunde. Wer online kauft, läuft Gefahr, dubiose Züchter zu unterstützen. Der illegale Welpenhandel boomt – viele Tiere sind krank oder traumatisiert. In Österreich darf jeder Hunde züchten oder „trainieren“, ohne Ausbildung – ein Skandal. Hier braucht es strengere Regeln und Kontrollen.
Wenn Sie sich etwas wünschen könnten – was wäre das?
Strengere Gesetze für Tiertransporte und mehr Mut in der Politik, denn das größte Leid passiert in der Nutztierhaltung. Tiere sind keine Produkte – sie sind fühlende Lebewesen. Ich wünsche mir, dass Tierschutz endlich als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden wird – nicht als Sache einiger Idealisten. Denn Tiere haben keine Stimme, deshalb möchte ich ihnen eine starke Stimme geben.
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