Vor etwa sechs Jahrzehnten hatte ein deutscher Tourist aus den Katakomben des Stephansdoms in Wien einen Schädel entwendet – praktisch am Sterbebett packte ihn nun die späte Reue.
„Auf meinem Schreibtisch lag plötzlich ein großes, verschnürtes Paket ohne konkreten Absender“, schildert der Domarchitekt des Stephansdoms, Franz Zehetner. Mit einer Mischung aus Spannung und Neugierde öffnete er das mysteriös Zugesandte – und hielt plötzlich einen Totenschädel in der Hand!
Samt dem erklärenden Begleitschreiben eines älteren Herrn aus Norddeutschland. „Ich habe den skelettierten Kopf dereinst als junger Tourist bei einer Führung durch die Katakomben gestohlen. Jetzt – am Ende meines Lebens angelangt – will ich mit mir ins Reine kommen“, so der reuige Sünder im Brief. „Ich war gerührt und ergriffen zugleich“, gesteht Zehetner.
Respekt für reuigen Dieb
Wer der Tote war, lässt sich naturgemäß nicht mehr feststellen. Auch konnten Experten die sterblichen Überreste nicht mehr den übrigen Gebeinen zuordnen. Denn die meisten der Knochen in den Tiefen des Domes sind Zweitbestattungen aus dem historischen Friedhof, der sich bis ins 18. Jahrhundert am Stephansplatz befand. Zehetner zollt Respekt: „Der Dieb hat seinen jugendlichen Übermut nicht nur wiedergutgemacht, sondern ein Werk der Achtung vor den Toten begangen.“ Der verschleppte Schädel wurde jetzt wirklich würdevoll zu seiner allerletzten Ruhe zugeführt.
Geheime Unterwelt
„Und doch ist der Kopf des Unbekannten nur einer unter Tausenden, die einst auf Erden wandelten und die jetzt der Ewigkeit entgegen schlummern“, schildert Dombaumeister Wolfgang Zehetner, der Bruder des Architekten, bei der Führung für die „Krone“ durch diese geheimnisvolle Unterwelt im Herzen der Hauptstadt. Unter den vielen Verblichenen befindet sich ein awarischer Kriegshäuptling – freilich um 800 nach Christus – in einem Steinsarkophag bestattet. Auch die Herzen der Habsburger finden sich hier. „Im Tod sind alle gleich“, so der Dombaumeister.
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