Andrea Sawatzki hat in einem Interview mit der „Zeit“ offen über ihre traumatische Kindheit gesprochen.
Mit acht Jahren zog Sawatzki mit ihrer Mutter nach München, um beim Vater zu leben. Denn kurz zuvor sei die Ehefrau ihres Vaters verstorben, Sawatzkis Mutter war seine Affäre und konnte dann offiziell mit ihm zusammen sein. Doch anstatt eines liebevollen Familienlebens erlebte sie strenge Erziehung, finanzielle Probleme und Gewalt.
„Es hat furchtbar geblutet“
Denn ihr Vater litt an Alzheimer, für die heutige Schauspielerin wurde das Leben der absolute Horror. Sie erinnerte sich an einen besonders schlimmen Gewaltausbruch ihres Vaters zurück, dem ein Streit vorausgegangen sei, wie sie der „Zeit“ schilderte. „Mein Vater hat mich gepackt und sich auf mich gesetzt, so rittlings. Er hat mich festgehalten und mir immer wieder ins Gesicht geschlagen. Mit seinem Ehering hat er mir die Augenbraue aufgeschlagen. Es hat furchtbar geblutet.“
Als sie elf Jahre alt war, verschlimmerte sich die Alzheimer-Erkrankung ihres Vaters und sie musste ihn pflegen. Die Misshandlungen gingen aber weiter. „In den Jahren, als ich ihn pflegen musste, war da irgendwann nur noch Angst und Widerwille. Und auch Hass.“
Tod des Vaters löste Glücksgefühle aus
Der Tod ihres Vaters habe bei ihr daher auch keine Trauer, sondern Glücksgefühle ausgelöst. „Wenn das Hass war, was ich empfand, dann habe ich meinen Vater unermesslich gehasst. Ohne die Krankheit hätte ich ihn sicher genauso sehr lieben können.“ Ein Jahr nach dem Ableben ihres Vaters sei sie von zu Hause aus- und bei einer Freundin eingezogen. Damals war Sawatzki gerade 16 Jahre alt.
Die Schule brach sie danach ab, suchte sich einen Job als Kellnerin. Dass sie eines Tages selbst eine Familie gründen wird, das konnte sie sich damals nicht vorstellen, so Sawatzki. Sie habe das Gefühl gehabt, „dass ich nicht lieben kann“, gestand sie. Doch es sei wohl auch die „Angst, wieder eingeschlossen zu werden in so eine Wohnung“, gewesen.
Familie gibt ihr Halt
Doch alles kam anders. Ihre Familie – Schauspielkollege Christian Berkel und die zwei gemeinsamen Söhne – geben ihr heute sogar wichtigen Halt. „Ohne meine Kinder wäre ich nicht imstande gewesen, mich in meine Kindheit zurückzuversetzen und die Geister der Vergangenheit hervorzuholen. Ohne meine Familie hätte ich dieses Leben nicht überlebt. Ich hätte mir niemals verziehen.“
Mittlerweile habe sie mit ihrer schwierigen Kindheit und dem schlechten Verhältnis zu ihrem verstorbenen Vater ihren Frieden gemacht: „Ein zwölfjähriges Kind will seinen Vater umbringen. Aber es ist mir gelungen, die kleine Andrea in den Arm zu nehmen. Und ihr zu sagen: Du bist nicht so schlimm, wie du denkst.“
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