Dem Bundeskriminalamt gelang in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt Salzburg, der Wiener Staatsanwaltschaft und internationalen Kollegen ein gewaltiger Schlag gegen Cyber-Kriminelle. Jene betrieben von Lettland aus ein gewaltiges Kartell mit SIM-Karten, die für Betrug und Kinderpornografie verwendet wurden.
Passend zur aktuell laufenden Kampagne „10 Tage gegen Phishing“, im Zuge derer auf die häufigsten Methoden der Telefon- und Nachrichtenbetrüger hingewiesen wird, vermeldete das Bundeskriminalamt am Freitag den laut Bundeskriminalamts-Direktor Andreas Holzer wohl größten Schlag der heimischen Geschichte gegen die Kriminellen, die hinter den Phishing-Betrugsformen stecken. In jenem Fall flog vergangene Woche ein brutales Kartell auf, das mit Unmengen an SIM-Karten handelte.
Mehr als 3200 Straftaten – bisher
Das Kartell – es kam zu sieben Festnahmen und 26 Hausdurchsuchungen im lettischen Riga und in Estland – ist auch bekannt für einen Mordversuch durch Brandanschlag, Schutzgelderpressungen und diverse andere Verbrechen. Im konkreten Fall werden den Letten zigtausende Straftaten im Betrugsbereich angelastet, durchgeführt in womöglich mehr als 80 Ländern. Der Schaden der bisher 3200 Betrugsfälle, 1700 davon in Österreich, beträgt 4,2 Millionen Euro. Und wird wahrscheinlich noch deutlich steigen.
SIM-Karten wurden an Kriminelle weiterverkauft
Die Vorgehensweise war recht simpel: Die Mitglieder des Kartells reisten quer durch Europa und kauften sogenannte SIM-Boxen, also Boxen, die eine Vielzahl an SIM-Karten enthalten. Jene vertrieben sie über eine mittlerweile behördlich geschlossene Homepage an Kriminelle aus der ganzen Welt weiter. Jene konnten die Nummern der SIM-Karten dann für ihre Verbrechen, bei denen es sich meist um die klassischen Betrugsvarianten wie falsche Polizisten oder Tochter-Sohn-Trick oder Fake-Shops handelte, benutzen.
Verkaufsplattformen führten zu Spur in Riga
In Österreich fiel bei einer Analyse im Bundeskriminalamt und auch bei der Staatsanwaltschaft auf, dass diverse Nummern, die im Zusammenhang mit Phishing-Attacken auf Verkaufsplattformen standen, nach Lettland führten. Also schlossen sich die Polizeidienststellen unter Mithilfe von Europol zusammen. Dass man in ein Wespennest gestochen hatte, wurde den insgesamt mehr als 80 Ermittlern schnell klar.
Betrüger fuhren teure Porsche und Tesla
Bei einem Joint Action Day am 10. Oktober kam es zum finalen Zugriff. In Firmen in Riga wurden mehr als 1200 SIM-Boxen mit mehr als 40.000 SIM-Karten sichergestellt, fünf Server mit Daten aus den letzten drei Jahren und mehr als 50 Millionen genutzten Accounts wurden stillgelegt. Kryptowährungen im Wert von 330.000 US-Dollar, Bargeld im Wert von 441.000 Euro und Luxusautos, etwa ein Porsche Macan, zwei Tesla und ein Ducati-Bike wurden ebenso sichergestellt wie Schreckschussrevolver.
Verdächtiger sitzt wegen Mordversuch ein
Der Hauptverdächtige aus Lettland saß zu jenem Zeitpunkt schon wegen versuchtem Mord und Erpressung in Haft. Aktuell wird gegen weitere Mittäter des Kartells ermittelt, die Schadenssumme und die Zahl an Betrugsfällen wird wohl noch enorm in die Höhe schnellen. Bernhard Rausch, Salzburger Landespolizeidirektor, freut es, dass es gelang, weitere Opfer vor Schaden zu bewahren. Wiens Staatsanwältin Nina Bussek betonte die gute Arbeit der Cyber-Staatsanwälte, Andreas Holzer lobte die internationale Kooperation.
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