Stand kurz vor Tod

Polin 27 Jahre lang im Kinderzimmer eingesperrt

Ausland
17.10.2025 09:05

Es ist kaum vorzustellen, welches Martyrium eine 42-jährige Polin in fast drei Jahrzehnten durchmachen musste. Die Frau wurde von ihren Eltern in ihrem Kinderzimmer eingesperrt. Bei ihrer Befreiung hatte Mirella verheerende Wunden und Entzündungen an den Beinen – weitere Tage in Gefangenschaft hätte sie wohl nicht überlebt.

Der Fall in Świętochłowice weckt furchtbare Erinnerungen an die Fälle Kampusch und Fritzl, die weit über die Landesgrenzen Österreichs hinaus für Entsetzen sorgten. Bereits Ende Juli wurde die 42-jährige Polin aus einer Wohnung befreit, in der sie 27 Jahre von ihren Eltern festgehalten wurde. Nun wurde der Fall öffentlich. 

Frau hatte nicht einmal Unterwäsche
Zuletzt hatte Mirella im Alter von 15 Jahren die Wohnung verlassen dürfen. Dann sperrten die Eltern die junge Frau in ihrem Kinderzimmer ein – ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne medizinische Versorgung, ohne Zugang zu grundlegenden Hygieneartikeln wie Unterwäsche oder Menstruationsprodukten. Als sie aus ihrer schlimmen Lage befreit wurde, war sie ausgehungert, verängstigt und hatte Entzündungen an den Beinen, von denen manche bis auf die Knochen reichten. 

Hier wird Mirella von Polizeibeamten zu einem Krankenwagen gebracht.
Hier wird Mirella von Polizeibeamten zu einem Krankenwagen gebracht.(Bild: pomagam.pl)

Opfer durfte Toilette nicht benutzen
Unterstützer machten auf der Spendenseite pomagam.pl auf das Martyrium der Polin aufmerksam. Demnach durfte Mirella in den 27 Jahren ihrer Gefangenschaft nie die Wohnung verlassen – auch der Zutritt auf den Balkon der Wohnung wurde ihr verwehrt. In dem Zimmer, in dem sie eingesperrt war, waren die Fenster zumeist verschlossen. Selbst zur Toilette durfte sie nicht. 

Nach Streit kam Fall ans Licht
Die Eltern hatten den Nachbarn anfangs erklärt, dass der Teenager vermisst sei. Das wurde von niemandem hinterfragt, niemand begab sich auf die Suche nach der Jugendlichen. Später änderte das Paar seine Geschichte und erklärte, Mirella sei zu ihren leiblichen Eltern zurückgekehrt. Erst Ende Juli wurden die Nachbarn stutzig, als sie einen Streit und Stimmengewirr in der Wohnung hörten: Sie riefen die Polizei, wie die polnische Zeitung „Fakt“ berichtete. 

Wegen ihrer schlimmen Verletzungen musste Mirella zwei Monate im Krankenhaus behandelt werden. Als sie befreit wurde, konnte sie kaum mehr laufen. „Es ist unfassbar“, zeigt sich Aleksandra Salbert, die mit Freunden eine Spendenaktion für die 42-Jährige organisiert, gegenüber „Fakt“ schockiert. „Wir müssen ihr helfen, wieder in die Normalität zu finden und das Leben zurückzugewinnen, das sie verloren hat.“ In dem Spendenaufruf heißt es, dass die Frau ohne medizinische Betreuung wohl nur mehr wenige Tage überlebt hätte. 

Ob gegen die Eltern Anklage erhoben wird, war zunächst nicht klar. Bisher sei keine Anklage erhoben worden, teilten die Behörden den polnischen Medien mit. Die Polizei ermittle wegen möglichen Missbrauchs, sagte die zuständige Staatsanwältin Agnieszka Kwatera.

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