Der Goldpreis ist auf Rekordhöhe, in den Tresore weltweit bunkern Milliarden: Während Italien mit seinen Vorräten prahlt, hält sich Österreich bedeckt – und profitiert still vom Goldboom.
Der Goldpreis klettert auf immer neue Rekordstände – und mit ihm der Wert der staatlichen Goldreserven. Besonders lautstark feiert Italien seinen glänzenden Schatz: Über die Nachrichtenagentur Reuters veröffentlichte die Banca d’Italia Bilder aus ihren Tresoren (siehe Post unten) – akkurat gestapelte Barren, die den drittgrößten Goldbestand der Welt symbolisieren. Österreichs Nationalbank verzichtet zwar auf Showeffekte, sitzt aber ebenfalls auf einem Milliardenvermögen aus Gold.
Italien bei Reserven auf Platz 3
Fast 2452 Tonnen Gold lagern in den Depots der italienischen Zentralbank – rund 285 Milliarden Euro wert. Das entspricht etwa 13 Prozent der italienischen Wirtschaftsleistung. Weltweit belegt Italien damit Rang drei, hinter den USA und Deutschland. Die Barren sind auf mehrere Standorte verteilt: etwa 1100 Tonnen in Rom, eine ähnliche Menge in New York, kleinere Bestände in London und der Schweiz.
Die Geschichte des italienischen Goldes ist geprägt von Verlust und Wiederaufbau. Während des Zweiten Weltkriegs plünderten die Nazis gemeinsam mit der faschistischen Regierung fast das gesamte Edelmetall. Nach Kriegsende blieben nur rund 20 Tonnen übrig – Italien musste seine Reserven mühsam wieder aufbauen. In den Jahren des „Wirtschaftswunders“ wurden dann große Teile der Exportüberschüsse in Gold umgewandelt.
Auch bei gigantischen Schulden will niemand ans Gold
Heute gilt das Edelmetall in Rom als Symbol nationaler Stabilität. Weder Ölkrisen noch Schuldenkrisen konnten Italiens Zentralbank dazu bewegen, Gold zu verkaufen. „Gold ist wie das Tafelsilber der Familie“, schrieb der frühere Vizegouverneur der Banca d’Italia, Salvatore Rossi. Auch bei einer Staatsverschuldung von fast 3 Billionen Euro will niemand an die Barren heran. „Selbst der Verkauf der Hälfte würde das Problem nicht lösen“, so der Finanzanalyst Giacomo Chiorino.
Auch Österreich besitzt beachtliche 280 Tonnen Gold, doch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hält sich im Gegensatz zu den italienischen Bankern demonstrativ zurück. Keine Fotos, keine Kameras – Gold gilt hierzulande nicht als Prestigeobjekt, sondern als „stille Reserve“.
Pro Kopf kann Österreich mithalten
Der aktuelle Marktwert beträgt rund 23 Milliarden Euro (Stand Q2 2025), was dank des Goldpreisanstiegs ein Allzeithoch darstellt. Das Metall macht rund 4 bis 5 Prozent der gesamten Währungsreserven des Landes aus. Pro Kopf entspricht das etwa 30 Gramm Gold – fast so viel wie in Italien.
Seit der Repatriierung der Bestände zwischen 2015 und 2020 lagern 50 Prozent (140 Tonnen) in heimischen Tresoren in Wien, darunter auch Bestände bei der Münze Österreich AG. Weitere 30 Prozent liegen bei der Bank of England, 20 Prozent in der Schweiz – eine bewusste Risikostreuung.
Der Vergleich zeigt: Italiens lautes Selbstbewusstsein kontrastiert mit Österreichs stiller Stabilität. Doch die Richtung ist dieselbe: Keines der beiden Länder denkt daran, seine Goldbestände anzutasten.
Banker halten „heißesten Vermögenswert“
Während Italien seine historischen Vorräte als nationale Trophäe inszeniert, setzt Österreich auf Diskretion und strategische Diversifikation. Beide profitieren vom globalen Goldboom – und beide wissen, dass das Edelmetall im Zweifel mehr Sicherheit bietet als jedes Wertpapier.
„In einer Zeit, in der die Welt neu gezeichnet wird, halten die Zentralbanken den heißesten Vermögenswert“, sagte der Mailänder Wirtschaftswissenschafter Stefano Caselli. „Sie tun recht daran, ihn nicht zu verkaufen.“
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