Haft für 18-Jährigen

Terrorpläne mit ChatGPT besprochen – verurteilt

Gericht
02.10.2025 05:30

Ein 18-jähriger Wiener leitete über zwei Jahre IS-Propaganda in Chaträumen weiter. Gegen Ende seiner radikalen Laufbahn geht er so weit, sich Bauanleitungen zum Bombenbauen von ChatGPT erklären zu lassen. Am Dienstag musste er sich nun im Wiener Landl seinen Taten stellen.

Der 18-Jährige, der bereits für schwere Körperverletzung vorbestraft wurde, hatte 2023 angefangen, Propaganda der Terrormiliz IS weiterzuleiten und rutschte ab da immer mehr ins Radikale ab. Der Tropfen, der das viel zu volle Fass am Ende dann überlaufen ließ, ist eine Konversation im April 2025 zwischen dem Angeklagten und ChatGPT. „Ich bin auf dem Weg in eine schiitische Moschee, mit einem großen Messer und Sprengstoff“, behauptet der Jugendliche darin. Aufgrund von externen Hinweisen wurde er aber festgenommen, bevor so eine Tat von ihm umgesetzt werden hätte können.

Sammelt einige Straftaten
Der junge Mann hatte in seiner IS-Karriere einige Straftaten zusammengelegt, bei der das Versenden von Propaganda noch das kleinste Übel war. Es bestand Kontakt zwischen ihm und verurteilten IS-Sympathisanten, es existieren Fotos und Videos, wo sich der Anklage maskiert mit einer Waffe, einem Messer oder einer Sprengstoffweste zeigt, es werden Nachrichten von ihm gegenüber Nichtgläubigen vorgezeigt, in denen der Wiener mit „Ich schlitze dich auf“ oder „Ich trenne deinen Kopf von deinem Körper“ droht.

Anschlagspläne und Bauanleitungen für Bomben wurden zwischen dem Burschen und einer TikTok-Bekanntschaft ausgetauscht, und schlussendlich kam es eben zu dem berüchtigten Anschlagsplan auf das Islamische Zentrum Imam Ali in Wien-Floridsdorf, den er ChatGPT mitteilte.

„Online-Verführung“
„Wir befinden uns in einer Zeit, in der Jugendliche in einem unkontrollierten Onlineraum wandeln“, beginnt der Anwalt des Angeklagten, die Taten seines Mandanten zu verteidigen. Junge Menschen würden von der scheinbaren Anonymität und Straflosigkeit des Netzes verführt werden. Auch der Angeklagte, der sich geständig zeigt, gibt an, zunächst neutrales Interesse dem Islam gegenüber gehegt zu haben. „Es war alles im Internet. Es kam schleichend“, erklärt der junge Mann, der seit seiner Inhaftierung viele Gespräche mit Deradikalisierungsprogrammen wie DERAD geführt hatte.

Im Grunde wäre er durch eine Faszination mit dem IS und dem berauschenden Gefühl, Teil einer exklusiven Gruppe zu sein, angetrieben worden, immer weiter in die Materie einzudringen. Er wollte sich gegenüber seinen islamistischen Kontakten beweisen. So entstand auch das Foto mit der Sprengstoffweste, bei dem festgestellt werden konnte, dass es sich bloß um eine Attrappe handelte. Auch beim Gewehr hatte es sich „nur“ um eine Luftdruckpistole gehandelt. „Ich fand mich damals cool. Heute schäme ich mich sehr für mein Verhalten“, bedauert der Angeklagte.

Zitat Icon

Ich fand mich damals cool. Heute schäme ich mich sehr für mein Verhalten.

Der Angeklagte

Nachsichtiges Urteil
Auch wenn der Wiener immer wieder beteuert, dass er seine Anschlagpläne niemals in die Realität umsetzen hätte wollen, bezweifelt der Staatsanwalt dies. „Wie viel tiefer hätte er sich noch vertiefen können, als er es schon war? Der nächste Schritt wäre ein Anschlag gewesen“, stellt dieser fest. Sein Verteidiger bittet um eine milde Strafe, mit der Überzeugung, dass sein Mandant eine „positive Zukunftsprognose“ habe. Das Schöffengericht legt sich auf zwei Jahre fest, von denen acht Monate unbedingt sind. Das Urteil ist rechtskräftig.

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