„Es war die rücksichtsloseste Entlassung meiner gesamten Karriere.“ In seiner neuen Biografie „Der Traum: Wie man die Champions League gewinnt“, die am 1. Oktober erscheint, rechnet Star-Trainer Carlo Ancelotti mit dem FC Bayern München ab.
Er zählt nicht nur zu den bekanntesten, sondern auch zu den erfolgreichsten Trainern aller Zeiten. Carlo Ancelotti, der aktuell bei Brasiliens Nationalteam das Sagen hat, hat in seiner Karriere zahlreiche Titel gewonnen. In seinem neuen Buch schreibt er über seine Zeiten als Spieler und als Coach beim AC Milan sowie seine glorreiche Ära bei Real Madrid. An sein Kapitel beim FC Bayern (zwischen 2016 und 2017) denkt der 66-Jährige allerdings gar nicht gerne zurück, die „Bild“ veröffentlicht exklusiv Auszüge aus der Ancelotti-Biografie.
„Wir distanzierten in der Bundesliga in dieser Saison die Konkurrenz um Längen, hatten am Ende fünfzehn Punkte Vorsprung und damit fünf Punkte mehr, als Pep in den beiden Jahren zuvor zwischen sein Team und den Zweiten der Tabelle gelegt hatte. Allerdings galt dies bei den Bayern nicht als Erfolg. Es war das Mindeste, was erwartet wurde“, schreibt Ancelotti.
Mitten in der Saison kam es dann zu einem Wechsel im Präsidentenamt, Uli Hoeneß übernahm (einmal mehr) das Zepter. „Vorstandsvorsitzender war Karl-Heinz Rummenigge, der als Spieler just zu der Zeit bei Inter Mailand war, als ich für die AS Rom spielte. Habe ich damals möglicherweise meinen künftigen Boss getreten, als ich gegen ihn auf dem Platz stand? Natürlich habe ich das. Es war schließlich mein Job“, so Ancelotti, für den schwer zu durchschauen war, wer von den Bayern-Verantwortlichen „mehr Macht“ hatte.
Ein Ereignis sorgte beim Trainer-Genie zudem für Verwunderung. „Einmal baten mich die Bosse, bei den Spielern für mehr Disziplin zu sorgen, und drückten mir eine Liste mit fünf Punkten in die Hand, die ich den Spielern vorlesen sollte. Meiner Ansicht nach hatten wir es hier allerdings mit einer hochkarätigen Profitruppe zu tun und nicht mit einer Jugendmannschaft, deshalb sollte man auch entsprechend mit den Spielern umgehen. Also stellte ich mich in der Umkleidekabine vor die Mannschaft, zog das Blatt Papier aus der Tasche und sagte: ‘Ich habe Order vom Vorstand, euch diese Liste hier vorzulesen.‘ Das war meine Art, mich von dieser Aufgabe zu distanzieren“, berichtet der Italiener.
Meiner Ansicht nach hatten wir es hier allerdings mit einer hochkarätigen Profitruppe zu tun und nicht mit einer Jugendmannschaft, deshalb sollte man auch entsprechend mit den Spielern umgehen.
Carlo Ancelotti
Niederlage gegen Paris besiegelte Aus
Nach einer herben 0:3-Niederlage in der Champions-League-Gruppenphase gegen Paris Saint-Germain wurde Ancelotti im September 2017 schließlich beim FC Bayern freigestellt. „Am Tag nach dem Spiel setzte sich der Vereinsvorstand zusammen und kam zu dem Schluss, dass ich das Problem sei“, erinnert sich Ancelotti. Ein Rauswurf, der ihm zeigte, „dass es keines erratischen Präsidenten oder unberechenbaren Eigentümers bedarf, damit du abgesägt wirst. Das können auch Anteilseigner eines Unternehmens erledigen.“ Für ihn steht fest: „Es war die rücksichtsloseste Entlassung meiner gesamten Karriere.“
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