Mut ist trainierbar – davon ist Diana Panzirsch überzeugt. Beim Jubiläum der Vorarlberger ÖGB-Frauen in Lochau sprach sie darüber, wie man trotz der Angst mutig handeln kann.
Mut zeigt sich nicht nur im Extremen – beim Sprung aus dem Flugzeug oder beim Gang über glühende Kohlen. Mut bedeutet oft viel Alltäglicheres: einem Kollegen widersprechen, wenn er falsch liegt. Sich in einer Beziehung klar zu äußern, statt zu schweigen. Ein Vorstellungsgespräch wagen, obwohl die Zweifel im Kopf schreien: „Das schaffst du nie!“ Genau um diese Momente und noch viele mehr geht es der Mut-Mentorin, Podcasterin und Speakerin Diana Panzirsch, die am Mittwoch im Lochauer Badehaus bei einer Veranstaltung anlässlich des 80-Jahr-Jubiläums der ÖGB-Frauen sprach. Unter dem Titel „Mut tut gut“ erklärte sie, warum wir alle mutiger sein sollten, um Träume und Wünsche zu erreichen, Ängste zu überwinden oder Herausforderungen zu meistern.
Trotz der Angst Schritte setzen
„Wir alle tragen die Fähigkeit, mutig zu handeln, in uns. Aber viele lassen sich von der Angst stoppen“, sagt Panzirsch im Gespräch mit der „Krone“. Mut bedeute nicht, keine Angst zu haben – sondern trotz Angst den entscheidenden Schritt zu setzen. „Alles, was wir uns wünschen, liegt auf der anderen Seite der Angst. Wenn wir durch sie hindurchgehen, erleben wir einen Mutausbruch.“ Mut sei dabei nicht mit Leichtsinn zu verwechseln. „Wenn Jugendliche auf Züge klettern, ist das nicht mutig, sondern dumm und lebensgefährlich.“
Von Australien bis ins Badehaus
Panzirsch weiß, wovon sie spricht. Bereits mit 18 Jahren packte sie den Rucksack und reiste ohne Geld und Kontakte durch Australien. Später zog sie nach London und Neuseeland – immer ohne Jobgarantie, immer mit Unsicherheit. „Diese Mutausbrüche gehören zu meinem Leben. Ich fürchte nichts mehr, als irgendwann zu bereuen, etwas nicht versucht zu haben.“
Ihre Selbstständigkeit als Trainerin begann sie mitten in der Schwangerschaft – ein Schritt, den viele wohl als waghalsig bezeichnet hätten. Für sie war es schlicht mutig. Diana Panzirsch erkannte durch ihre eher ängstliche Tochter, dass Mut nicht selbstverständlich ist. Um sie zu stärken, begann sie sich mit Neurowissenschaften zu beschäftigen – heute vermittelt sie Techniken, wie jeder Mensch durch Training sein Gehirn stärken und mutiger werden kann.
Gerade in einer Gesellschaft, die von Polarisierung und lauten Minderheiten geprägt sei, brauche es auch Mut zur Zivilcourage: „Mutig zur eigenen Meinung zu stehen, sich nicht einschüchtern zu lassen – das ist heute wichtiger denn je.“ Für Frauen habe das Thema besondere Bedeutung. „Wir leben noch immer in patriarchalen Strukturen. Mädchen wurde lange von klein auf eher beigebracht, leise zu sein und nicht unangenehm aufzufallen. Das ändert sich zum Glück nach und nach, aber viele Frauen tragen das noch in sich.“
Der Mutmuskel kann trainiert werden
Mut entsteht im Kopf, zeigen Studien. Israelische Forscher konnten 2010 erstmals jene Hirnregion identifizieren, die aktiv wird, wenn Menschen Angst überwinden. „Mut ist also messbar.“ Kann man Mut demnach auch trainieren? „Ja“, sagt Panzirsch. „Mut ist ein Muskel – der Mutmuskel sitzt in unserem Gehirn. Wie beim Training für den Waschbrettbauch braucht es aber tägliche Übung.“ Neurowissenschaften hätten gezeigt, dass das Gehirn bis ins hohe Alter formbar sei. Atemübungen, Meditation, Sport, aber auch kleine Routinen könnten helfen, den Mutmuskel zu trainieren.
„Jeden Tag zwei Minuten vor den Spiegel stellen, lächeln, und ein Mantra wie ’Ich bin einzigartig’ wiederholen. Anfangs fühlt es sich komisch an – aber es wirkt.“ Oder: „Wer irgendwann auf die Bühne will, könnte sich angewöhnen, jeden Tag einen Fremden nach dem Weg zu fragen. So speichert das Gehirn ab: Ich bin sicher, auch wenn ich mit Fremden spreche.“
Fehler zulassen
Doch nicht nur Individuen, auch Schulen und Unternehmen könnten viel tun, um mehr Mut in der Gesellschaft zu fördern. „Wir müssen lernen, Fehler nicht als ultimatives Scheitern zu sehen. Nur wenn Menschen die Erfahrung machen: Ich habe etwas gewagt, bin gescheitert, aber werde trotzdem respektiert – nur dann trauen sie sich wieder Neues zu.“
Für mehr Inspiration und Tipps fürs Mutmuskeltraining den Podcast „Dare & Do – dein Podcast zum Mut tanken“ abonnieren. Dort gibt es jeden Donnerstag interessante Fakten aus den Neurowissenschaften, inspirierende Mutmachgeschichten und alltagstaugliche „life hacks“.
Am Ende des Abends im Badehaus, während die untergehende Sonne den Himmel über dem Bodensee in Rottöne färbte, blieb vor allem eine Botschaft hängen: Jeder kann mutig sein. Mut ist trainierbar – und er beginnt oft dort, wo wir am liebsten ausweichen würden.
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