Feierliche Amtsübergabe am Klagenfurter Landesgericht mit Gold und Lob, aber auch Schelte für reformunwillige Justiz.
Wenn man Michael Schwanda, Präsident des Oberlandesgerichts Graz, glaubt, dann ist eh fast alles super, da die Justiz „von Einsparungen weitestgehend verschont geblieben ist“. Ganz anders sieht es Bernd Lutschounig bei seiner durch Ehrenzeichen in Gold (Land) und Silber (Republik) glänzenden Verabschiedung als Präsident des Klagenfurter Landesgerichts, das er seit fast 40 Jahren kennt und 14 Jahre mit unaufdringlicher Eleganz geführt hat: „20 Jahre ringen wir um eine dringend nötige Generalsanierung, die jedes Mal aus budgetären Gründen verschoben wurde. Und eine Reform der Kleinstgerichte in Kärnten muss auch endlich möglich sein.“
Doch am heißen Eisen „Zweisprachige Gerichte“ verbrennt sich kein Politiker die Finger. Justizministerin Anna Sporrer unterstreicht sofort die „verfassungsrechtliche Bedeutung: Die zweisprachige Gerichtsbarkeit muss auch für die Zukunft gesichert werden.“
„Ich verspreche, ich werde lästig sein“
Aber ohne Umstrukturierungen wird es kaum gehen; auch, weil sich nach der kommenden Pensionierungswelle wohl nur noch schwer slowenischsprachige Richter finden werden. Die Mammutaufgabe zu Justitias Umbau auf allen Ebenen fällt nun dem neuen Präsidenten Manfred Herrnhofer zu, der als erfahrener Strafrichter (31 Jahre), liebevoller Familienvater (Blumen für seine Frau) und Macher (will Kindertagesstätte am Gericht durchsetzen) ins Amt startet: „Ich verspreche, ich werde lästig sein“, versichert er seinen Kollegen, die nicht nur nahezu vollzählig im Schwurgerichtssaal zum illustren Festakt erschienen sind, sondern zuvor schon auf einer Wörthersee-Schifffahrt ihrem neuen Kapitän Solidarität bekundeten.
Apropos Solidarität: Wie schon im „Krone“-Interview wiederholt Herrnhofer seine Warnung, das Gericht sei ein Seismograph der Gesellschaft – „und da sieht man leider, dass es Menschen derzeit nicht gut geht!“
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