Umfrage-Schock
Gewalt gegen intersexuelle Menschen nimmt zu
Intergeschlechtliche Menschen in der EU sind einem Bericht zufolge zunehmend Gewalt und Belästigungen ausgesetzt. Das Ausmaß sei „alarmierend“, erklärte die EU-Agentur für Grundrechte (FRA) mit Sitz in Wien. Die Fälle hätten in den vergangenen Jahren stark zugenommen.
„Intersexuelle Menschen in der EU sind in alarmierendem Ausmaß von Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt betroffen“, erklärte FRA-Direktorin Sirpa Rautio auf Basis einer am Mittwoch veröffentlichten Online-Umfrage unter 1.920 intersexuellen Menschen in 30 EU- und Westbalkanländern aus dem Jahr 2023. Jeder dritte Befragte habe angegeben, in den fünf Jahren vor der Umfrage körperlich oder sexuell angegriffen worden zu sein. Dies stelle einen drastischen Anstieg im Vergleich zu einer vorherigen Umfrage aus dem Jahr 2019 dar. Die FRA-Direktorin forderte „dringende Maßnahmen“.
Knapp 70 Prozent der Umfrageteilnehmer machten die negative Haltung und den negativen Diskurs von Politikern und politischen Parteien für den Anstieg verantwortlich. Die FRA prangerte zudem ein „Klima zunehmender oder anhaltender Intoleranz“ sowie Hasskampagnen in Onlinediensten sowie im öffentlichen Raum an. „Solche Kampagnen verbreiten Falschinformationen und schüren Hass und Gewalt“ gegen intersexuelle Menschen, betonte die FRA. Intergeschlechtliche Menschen seien die einzige Gruppe innerhalb der LGBTQ+-Gemeinschaft, gegen welche die Gewalt nicht abgenommen habe.
SPÖ: Politik in der Pflicht
Besorgt über die Studienergebnisse zeigte sich die SPÖ-Europaabgeordnete Elisabeth Grossmann. Die zunehmende Gewalt gegen intersexuelle Menschen sei „erschreckend“, teilte das Mitglied im Gleichstellungsausschuss des EU-Parlaments am Mittwoch mit.
„Das ist ein klarer Handlungsauftrag an die Politik auf nationaler und europäischer Ebene, dieser alarmierenden Entwicklung einen Riegel vorzuschieben“, forderte sie konkret Anpassungen bei der Anti-Diskriminierungs-Richtlinie. „Auch jegliche Verstöße gegen die EU-Digitalregeln im Netz müssen konsequent geahndet werden. Denn: In Europa darf niemand aufgrund der eigenen Geschlechtsidentität in Angst leben.“
Was sind intersexuelle Menschen?
Als intersexuelle Menschen werden laut FRA Menschen bezeichnet, die mit Geschlechtsmerkmalen geboren wurden, welche „nicht der typischen Definition von weiblich oder männlich entsprechen“. Der Umfrage zufolge wurden 57 Prozent der Befragten ohne ihre Zustimmung einer Operation oder einer anderen medizinischen Behandlung unterzogen, um ihre Geschlechtsmerkmale zu verändern. Die englische Abkürzung LGBTQ steht für Lesben, Schwule, bisexuelle, transgeschlechtliche und queere Menschen.
Während wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln, haben wir in diesem Bereich eindeutig den Rückwärtsgang eingelegt.

Elisabeth Grossmann
Bild: APA/HELMUT FOHRINGER
Elisabeth Grossmann, Mitglied im Gleichstellungsausschuss des Europäischen Parlaments, zeigt sich besorgt über die veröffentlichten Studienergebnisse: „Die zunehmende Gewalt gegen intersexuelle Menschen ist erschreckend. Während wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln, haben wir in diesem Bereich eindeutig den Rückwärtsgang eingelegt. Insbesondere die Verbreitung von Hass und Hetze über das Internet scheint ein regelrechter Brandbeschleuniger für den Anstieg von Gewalt zu sein.“
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