Der neue Volkstheaterdirektor Jan Philipp Gloger eröffnet seine erste Spielzeit mit Werken Jura Soyfers und hat diese mit Herz und Verve inszeniert – ein rundum guter Beginn!
Ein Haus leerzuspielen, ist einfach, der Wiederaufbau ein Himmelfahrtskommando. Umso entschlosseneren Zuspruch verdient die neue Direktion des arg beschädigten Volkstheaters. Zumal am Beginn ein programmatischer Glücksfall steht: Jura Soyfer war der jüngste der drei Maßstabsetzer aus der Wiener Zwischenkriegszeit, die von den Nazis ermordet wurden. Dem Spott der Kabarettisten Fritz Grünbaum, Peter Hammerschlag und Jura Soyfer konnte das Pack bloß Gewalt entgegensetzen.
Soyfer brachte das Kabarett auf weltliterarische Höhe. Schönheit und Musikalität seiner Sprache treffen auf politische Skepsis, doch über allem leuchtet der Glaube an die Verbesserbarkeit der Welt.
Drei Hauptwerke Soyfers werden zu einer ansprechenden Revue verzahnt. „Weltuntergang“ zeigt den unveränderten Status einer Menschheit, die ignorant ihr eigenes Ende beäugt. Astoria ist ein vom Großkapital fingierter Staat ohne Land und Volk, der wie eine Blase platzt. Und in die Totenstadt Vineta fällt ein sich beharrlich verbreiternder Funken Hoffnung, den wir gut gebrauchen können.
Direktor Jan Philipp Gloger hat mit Herz und Verve inszeniert, die Bühne wurde von Marie Roth gekonnt zur Pawlatsche dimensioniert. Das neu formierte Ensemble hat sich beeindruckend rasch auf den hier besonders wichtigen Ton verständigt. Alicia Aumüller, Andrej Agranovski, Samouil Stoyanov, Maximilian Pulst, Tjark Bernau, Sissi Reich und der Pianist Kostia Rapoport vermitteln pure Freude am Gezeigten.
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