Löwe, Tiger und Co.

Verlust großer Raubtiere gefährdet Ökosysteme

Wissenschaft
10.01.2014 11:14
Das Funktionieren von Ökosystemen basiert auf einem über lange Zeit hinweg eingespielten Gleichgewicht zwischen Fressen und Gefressenwerden. Dass fast überall auf der Welt Raubtiere wie Löwen, Tiger und Co. in ihrem Bestand gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind, habe weitreichende Auswirkungen auf die Ökosysteme insgesamt - bis hin zum Klimawandel, berichten US-Forscher.

Die Auswirkungen auf die Ökosysteme reichen vom Artenreichtum von Vögeln, Säugetieren und Wirbellosen über Vegetation und Landwirtschaft bis hin zum Klimawandel, schreiben die Wissenschaftler im Fachmagazin "Science".

Mehrzahl der großen Raubtiere auf Roter Liste
Im zunehmenden Kampf um Ressourcen und Lebensraum ziehen große Raubtiere oft den Kürzeren. Die Folge davon ist, dass sich mittlerweile 61 Prozent der 31 großen Raubtiere auf der Roten Liste der bedrohten Arten wiederfinden, so das Forschungsteam um William Ripple von der Oregon State University. Insgesamt drei Viertel dieser Arten weisen zudem ein Schrumpfen der Populationen und ihrer Lebensräume auf. Das Verschwinden der Jäger hinterlässt eine Lücke in der Nahrungskette, was dazu führt, dass sich die Bestände anderer Tiere ebenfalls stark verändern.

Um diese Entwicklungen darzustellen, fokussierten die Wissenschaftler auf sieben Großraubtiere: Löwe, Dingo, Puma, Leopard, Luchs, Wolf und Seeotter. Anhand von Informationen über die Populationsverteilungen zeigen sie nun, wie sich die Veränderungen auf die jeweiligen Naturräume auswirken. Als Beispiel nennen die Forscher etwa die Dezimierung bzw. das völlige Verschwinden der Wölfe in vielen Weltgegenden. In der Folge erhöhte sich die Zahl der Elche, Hirschen und Rehen, die viele Pflanzen fressen. Der Rückzug der Vegetation wirke sich wiederum auf Vögel oder kleinere Säugetiere aus.

In Westafrika haben die Rückgänge bei Löwen und Leoparden die Bestände der Anubispaviane stark anwachsen lassen. Daraufhin schrumpften die Populationen kleiner Paarhufer und Primaten, die auf dem Speiseplan der Paviane stehen. Die Paviane bedrohen außerdem Farmtiere und plündern Felder.

Auch der Rückgang der Seeotter ging nicht spurlos an den Gewässern von Südost-Alaska vorbei. Es zeigte sich, dass sich in Folge dessen die Anzahl an Seeigeln stark erhöhte, die dann Tangwälder entlang der Küsten abweideten, heißt es. Selbst auf den Klimawandel hätten große Raubtiere in einigen Ökosystemen positiven Einfluss: Sie halten Pflanzenfresser in Schach, sodass die Vegetation besser gedeihen und Kohlendioxid einlagern kann.

Forscher für weltweite Schutzinitiative
Die Wissenschaftler schlagen daher eine weltweite Schutzinitiative für große Raubtiere vor, deren Verschwinden in der Öffentlichkeit bisher relativ wenig Beachtung gefunden habe. Diese Entwicklungen seien in einigen Fällen nämlich umkehrbar. Neben dem Klimawandel handle es sich beim Verschwinden der großen Fleischfresser jedenfalls um eine der größten Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Natur, so die Forscher.

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