Die Uraufführung von Daniel Kehlmanns Corona-Stück, in dem der Schriftsteller einen satirischen Blick auf eine Gesellschaft im Ausnahmezustand wirft, kann sich während der Premiere in den Wiener Kammerspielen erkennbar steigern!
Einfach wird es nicht für die in einem Jahr antretende neue Josefstadt-Direktorin. Um dem von Herbert Föttinger Aufgebauten etwas entgegenzusetzen, braucht es Argumente von der Belastbarkeit eines Stahlträgers. Das Atout ist schon in Gefahr: Das fabulöse Ensemble wird durch Kündigungen beschädigt. Viel hängt nun davon ab, ob man das andere Alleinstellungsmerkmal halten kann: Die Josefstadt ist das aktivste Uraufführungstheater am Platz. Turrini und Mitterer haben hier ebenso Quartier genommen wie Thomas Arzt und Lisa Wentz aus der jungen Generation. Und, zum vierten Mal schon, der spektakuläre Einzelgänger Kehlmann.
Seine surreale Corona-Farce „Ostern“ zerfällt in zwei Teile. Vor der Pause sieht man eine zu direkt geratene Sketchparade, die sich mit ihrem maßnahmenfeindlichen Dauerzorn riskant in Leugnernähe begäbe, hielte sie nicht in letzter Minute mit zwei vertrottelten Verschwörungsgläubigen dagegen.
Dann aber zeigt der Weltschriftsteller seine Konversationskunst: Der zweite Teil gilt einem Schauspieler, der sich mit einem falschen Tweet aus der Karriere befördert hat. Nun verzweifelt er in Hotelquarantäne, bis die Toten und die Untoten zu ihm auf das Sofa rücken. Kehlmann klopft hier, wenn auch etwas ausführlich, bei Sartre an, Raphael von Bargen glänzt in Stephanie Mohrs souveräner Inszenierung. Katharina Klar, Julian Valerio Rehrl, Robert Joseph Bartl, Ulrich Reinthaller und Alexandra Krismer beglaubigen ihre Unverzichtbarkeit.
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