Am heutigen Sonntagabend kommt man in weiten Teilen Österreichs in den optischen Genuss einer Mondfinsternis. Was dahintersteckt und was ihn im Kosmos derzeit noch viel mehr fasziniert, erklärt der steirische Parade-Astronom Arnold Hanslmeier.
Am Himmel tut sich gerade einiges: Sonnenstürme, Polarlichter und heute Abend eine Mondfinsternis. Auf diese Phänomene blickt Astrophysiker Arnold Hanslmeier und antwortet auf die ungewöhnlichen Erscheinungen am Firmament.
Bitte Kopf einziehen, denn es wird eng im privaten Kosmos des südoststeirischen Weltraumprofessors, der gleich zwei Sternwarten sein Eigen nennt. Eine davon hat der leidenschaftliche Weltraumbeobachter bei seiner Lebensgefährtin in Pretal errichtet, die andere befindet sich zwischen Gemüsegarten und Streublumenwiese in Bairisch Kölldorf.
So teuer wie ein Luxusauto
Der weiße Kuppelbau bietet zwar nur wenige Quadratmeter Platz, aber mithilfe hochmoderner Technik stößt der pensionierte Uni-Professor in fast unheimliche Dimensionen vor. In ihrer Anschaffung so teuer wie Luxusautos, ermöglichen die optischen Wundergeräte atemberaubende „Spazierfahrten“ auf der Milchstraße und weit darüber hinaus.
„Dabei handelt es sich um einen Quasar, eine aktive Galaxie, die rund acht Milliarden Lichtjahre entfernt ist. Ich sehe Licht aus einer Zeit, in der es die Erde und unser Sonnensystem noch gar nicht gab“, erklärt der Wissenschafter. Dieser Blick ins Weltall geht mit Gänsehaut und Verzauberung einher: „Es wird dir die Kleinheit und die Unwichtigkeit des Menschen bewusst, wenn man in dieses riesige Universum eintaucht und sich vergegenwärtigt, wie weit das alles von uns entfernt ist.“
Die Begeisterung für ferne Galaxien lodert seit Kindheitsbeinen an. „Beim Lesen der Fix- und Foxi-Hefte habe ich Spannendes über Planeten gelesen. Ab diesem Zeitpunkt wollte ich nur mehr Astronom zu werden“, erinnert sich Hanslmeier. Bis heute sei es ihm wichtig, „die Faszination des Universums einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln, um Interesse an den Naturwissenschaften zu wecken“.
Blutmond-Finsternis: Spektakel für jedermann
Mit bloßem Auge lässt sich heute Abend die Mondfinsternis mit „Blutmond“ erleben. Voraussichtlich gut zu sehen ist laut Hanslmeier, wie der Vollmond langsam wieder aus dem Kernschatten der Erde herauswandert. Dieses Schauspiel wird zwischen 21 und 22 Uhr am östlichen Himmel zu beobachten sein. Viel mehr als von der Blutmond-Finsternis lässt sich der Südoststeirer von den gestochen scharfen Beobachtungen auf der Sonne seelentief beeindrucken.
Seit Kurzem toben äußerst intensive Sonnenstürme, die auch auf der Erde spürbar sind, „denn der rote Riese sendet kurzwellige Strahlung und schleudert Milliarden geladene Teilchen auf die Erde, die die Menschen indirekt mit Störungen des Funkverkehrs und der GPS-Kommunikation treffen. Andererseits sorgen die heftigen Aktivitäten auf der Sonne für ein magisches Polarlicht, auch in unseren Breitengraden“, merkt der Autor von unzähligen Publikationen an.
„Die Erde hat ein Ablaufdatum“
In seinem letzten Buch schreibt der Weltallforscher über Gefahren, die unserer Erde drohen könnten. „Die Erde hat ein Ablaufdatum. Die Sonne wird langsam heißer und heller. In etwa 100 Millionen Jahren wird unser Planet unbewohnbar werden – falls wir das nicht schon vorher schaffen.“
Das turbulente Geschehen am Firmament hält Herrn Professor i. R. ordentlich auf Trab. Der 66-Jährige betreut nach wie vor Studenten, hält Vorträge, macht Führungen, schreibt Bücher – und erhielt dafür eine himmlische Auszeichnung. „Ein Stern ist nach mir benannt worden. Es ist ein kleiner Planet zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter.“ Doch keine Angst: Dieser „Hanslmeier“ wird nicht auf die Erde stürzen und uns zerstören. „Dazu ist er viel zu weit weg“, beruhigt der Forscher.
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