Zweite Reihe, erste Wahl! Warum die echten Höhepunkte der Salzburger Festspiele 2025 nicht auf den Plakaten standen. Die großen Momente fanden oft dort statt, wo man es nicht vermutet hätte. Eine Analyse von Larissa Schütz.
Es muss ja nicht immer Jonas Kaufmann sein. Oder Cecilia Bartoli. Oder Piotr Beczała. Obwohl all diese Stars zuverlässig wie das Glas Champagner am Pausentisch wieder da waren. Große Namen, große Stimmen und große Produktionen hatten die Salzburger Festspiele auch 2025 wieder brav im Programm. Die großen Momente kamen heuer aber nur selten aus dieser Ecke, denn was in Erinnerung bleiben wird, fand oft dort statt, wo man es nicht vermutet hätte.
Zum Beispiel im Marionettentheater, wo Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ zum poetischen Gesamtkunstwerk wurde. Georg Baselitz ließ aus Papprollen mit Aluköpfen Figuren entstehen, die mehr Charakter zeigten als so manche Opernregie. Dominique Horwitz balancierte als Erzähler präzise zwischen Märchen, Parabel und feiner Ironie. Und Isabelle Faust wurde mit ihrer Geige zur klanggewordene Seele dieser Produktion.
Oder die gut im Schauspielprogramm versteckte Lesung „Land of no return“ der im vergangenen Jahr entlassenen Schauspielchefin Marina Davydova. Wer den Termin fand und nur 35 Euro in die Hand nahm, erlebte einen beeindruckenden Erinnerungsraum über den Zerfall der Sowjet Union, klug gebaut, ruhig erzählt, mit einem exzellenten Ensemble um Karl Markovics und den zu Recht als Teufel/Guter Gesell im „Jedermann“ gefeierte Christoph Luser.
Hollywoodschauspieler Christoph Waltz war wohl für viele der Grund, sich eine Karte für das Konzert „Oedipus Rex“ zu sichern und genau das war der schönste Nebeneffekt: Ein Werk, das viel zu selten auf Spielplänen auftaucht, bekam plötzlich die Aufmerksamkeit und das Publikum, das es verdient. Dass der Star dabei nicht vordergründig glänzte, sondern sich in den Dienst der Komposition stellte, passte perfekt zu Strawinskys strenger Klangsprache.
Natürlich gab’s auch im „großen Programm“ Qualität. Peter Eötvös’ „Drei Schwestern“ etwa. Ein eindrucksvolles Musikdrama, dem Regisseur Evgeny Titov mit seiner bildgewaltigen, aber sängerfreundlichen Inszenierung die nötige Wucht verlieh. Auch die wiederaufgenommene Pfingstoper „Hotel Metamorphosis“ begeisterte erneut mit kluger Dramaturgie und einem fabelhaften Ensemble rund um Cecilia Bartoli. Dass mit „Maria Stuarda“ und „Giulio Cesare“ auch Belcanto und Barock ihren Weg ins Festspielprogramm fanden, war eine willkommene Abwechslung, auch wenn deren Umsetzungen regietechnisch nicht unbedingt von großer Wucht waren.
Wer nur sudern will, wurde in diesem Sommer schnell fündig. Wer aber genauer hinsah, fand kleine Edelsteine – feiner geschliffen, vielschichtiger und langlebiger als so mancher protzige Klunker im Rampenlicht.
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