Der Bachelor wird kürzer, der Master dafür länger. Arbeit und Studium sollen sich besser vereinen lassen – so will man dem Lehrermangel entgegenwirken. Die neue Volksschullehrerausbildung bringt auch ein Plus bei den Studienanfängern.
Mit Oktober startet an den Pädagogischen Hochschulen (PH) die neue Volksschullehrerausbildung. Der Bachelor dauert nur mehr drei statt vier Jahre, der Master wird umgekehrt um eines auf zwei Jahre verlängert. Gleichzeitig soll die Ausbildung wieder praxisnäher und der Master besser berufsbegleitend studierbar sein. Bei den Studienanfängern gibt es voraussichtlich ein Plus um ein Achtel auf über 2.100, heiß es am Montag bei einer Pressekonferenz im Bildungsministerium.
Ausbildung mehr auf Praxis fokussiert
Ziel der Reform war, die Ausbildung praxisnäher und damit auch attraktiver zu gestalten. Das sei den PH „ausgezeichnet geglückt“, betonte Ressortchef Christoph Wiederkehr (NEOS), der die Neugestaltung auch als Hebel gegen den Lehrermangel bezeichnete. Fix ist bereits ein Absolventenschub in drei Jahren, wenn durch die Verkürzung des Bachelors zwei Jahrgänge auf einmal abschließen.
Verpflichtende Themenschwerpunkte
In den Studienplänen ist es den PH laut Wiederkehr gelungen, im verkürzten Bachelor das Wesentliche beizubehalten und trotzdem neue Schwerpunkte zu setzen – darunter vom Ministerium erstmals verpflichtend eingeforderte Angebote etwa zu Inklusion, Deutsch als Zweitsprache, Digitalisierung, demokratische Bildung, Medienpädagogik, Gewaltprävention und Kinderschutz.
Neue „Intensivpraxiswochen“ im Ausmaß von vier Wochen an derselben Schule, die für das fünfte Semester und damit gegen Ende des Bachelorstudiums empfohlen sind, sollen die Studierenden außerdem besser auf den Berufsalltag vorbereiten. Dabei sollen sie von erfahrenen Praktikerinnen und Praktikern begleitet werden.
Erste Reform seit zehn Jahren
Die letzte Reform der Lehrerausbildung ist gut zehn Jahre her. Die Klassen seien heute viel heterogener, Probleme mit der Unterrichtssprache hätten ebenso zugenommen wie Ausgrenzung und Gewaltbereitschaft, gleichzeitig sei Begabungsförderung wichtiger und die Elternarbeit wegen der unterschiedlichen Vorstellungen der Erziehungsberechtigten schwieriger geworden. „Die neuen Studienpläne sind die Antwort auf dieses neue Anforderungsprofil“, betonte Beatrix Karl, Rektorin der PH Steiermark und Vorsitzende der PH-Rektorenkonferenz.
Arbeit und Studium sollen leichter vereinbar werden
Für jene, die nach dem Bachelor bereits an Schulen unterrichten, gibt es mit dem professionsbegleitenden Masterstudium ein neues Modell. Eine engere Zusammenarbeit von PH und Bildungsdirektionen soll hier die Kombination aus Studium und Unterricht künftig erleichtern.
Quereinstieg für Volksschule weiter Ziel
Ziel von Bildungsminister Wiederkehr bleibt weiterhin, künftig auch den Quereinstieg in den Volksschulen zu ermöglichen. Derzeit ist dieser nur in der Sekundarstufe (Mittelschulen, AHS, BMHS) möglich, wenn man ein fachverwandtes Studium abgeschlossen und geeignete Berufserfahrung hat. In Wien startet mit dem neuen Schuljahr ein Pilotprojekt für die Volksschulen. Dieses müsse erst evaluiert werden, außerdem bräuchte es für den Quereinstieg an Volksschulen auch eine Änderung des Dienstrechts, betonte Wiederkehr.
Außerdem findet am heutigen Montag das erste Treffen zum Teilbereich Bildung mit Ländern, Gemeinden und Städtebund im Rahmen der Reformpartnerschaft statt. Das Ziel sei dabei, zu klareren Verantwortlichkeiten im Bildungsbereich zu kommen, effizienter zu werden und bessere Bildungsergebnisse zu erreichen.
„Auch Pensionen und Beamtengehälter bei Budgetkurs kein Tabu“
„Keine Tabus“ dürfe es auch bei der Budgetkonsolidierung geben, wiederholte Wiederkehr einmal mehr. Sollte die Regierung hier noch einmal nachbessern müssen, müsse man auch über Pensionen und die Gehaltsabschlüsse im öffentlichen Dienst sprechen. „Wichtig wird sein, ein Gesamtpaket zu finden, mit dem dann auch die Wirtschaft in Österreich wieder anspringt, um mehr Wohlstand zu haben.“ Das werde auch Thema bei der Regierungsklausur Anfang September sein.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.