Angst vor Völkermord

Kämpfe im Südsudan: USA schicken Truppen

Ausland
20.12.2013 17:21
Afrika droht ein neuer Bürgerkrieg: Angesichts der anhaltenden Kämpfe mit Hunderten Toten im Südsudan forderte US-Präsident Barack Obama die Konfliktparteien zu Verhandlungen und einem Ende der Kampfhandlungen auf. "Südsudan steht am Abgrund", heißt es in einer Stellungnahme des Weißen Hauses, das bereits US-Soldaten ins Krisengebiet entsandt hat. Zahlreiche Ausländer - darunter auch zwei Österreicher - haben unterdessen das Land verlassen.

Täglich dreht sich die Gewaltspirale im jungen Staat weiter, der erst 2011 seine Unabhängigkeit vom Sudan erlangte. Hintergrund der vergangenes Wochenende erneut ausgebrochenen Gefechte ist ein Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem im Juli entlassenen Stellvertreter Riek Machar. Die größte Gefahr besteht darin, dass sich die Kämpfe zu einem Bürgerkrieg zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen ausweiten.

Kiir gehört der Volksgruppe der Dinka an, die die Regierungspartei und frühere Rebellentruppe SPLM (Sudanesische Volksbefreiungsbewegung) dominieren. Machar ist ein Lou Nuer.

Bei einem Angriff auf einen UNO-Stützpunkt am Donnerstag in Akobo in der Provinz Jonglei waren zwei indische Soldaten der UNO-Friedenstruppe getötet worden. Zudem kamen laut der UNO dabei zumindest 36 Zivilisten ums Leben. In dem Stützpunkt haben mehr als 10.000 Menschen Zuflucht gesucht. Nach UNO-Angaben haben in Südsudan bereits 35.000 Menschen im Land Schutz vor den Kämpfen in UNO-Einrichtungen gesucht.

Hunderte Tote in der Hauptstadt Juba
Ein Sprecher der südsudanesischen Streitkräfte bezifferte nach einem Bericht der "Sudan Tribune" die Zahl der Toten in der Hauptstadt Juba mit bisher 450, darunter 100 Soldaten. Da die Kämpfer unterschiedlichen Volksgruppen angehören, befürchtet Außenminister Barnaba Marial Benjamin einen Völkermord. Es dürfe nicht zu einer Eskalation des Konflikts kommen, sagte Benjamin am Freitag.

Die Angreifer auf den UNO-Stützpunkt sollen Lou Nuer gewesen sein, die Lage war aber unübersichtlich. "Die Situation ist sehr verworren und verändert sich fast stündlich", zeigte sich ein UNO-Sprecher in New York besorgt über die Lage im Südsudan. Die Vereinten Nationen zogen unbewaffnetes Personal aus Akobo ab, für Samstag wurde eine Verstärkung von 60 Blauhelmen erwartet.

Ausländer über Luftbrücke evakuiert
Indes liefen Evakuierungsaktionen für westliche Bürger an. Die deutsche Bundeswehr brachte mit einem Flugzeug 55 Menschen aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden in Sicherheit. Auch zwei österreichische Staatsbürger wurden evakuiert. Wie Außenministeriumssprecher Martin Weiss bestätigte, wurde eine Frau mit einer britischen Militärmaschine nach Uganda gebracht, ein Mann mit einer Maschine der italienischen Luftwaffe nach Rom. Das Außenministerium in Wien hatte allen im Südsudan befindlichen Staatsbürgern bereits am Vortag "dringend zur Ausreise" geraten.

US-Soldaten ins Krisengebiet entsandt
US-Präsident Obama hatte am Donnerstag in einem Brief an die Spitzen des Kongresses die Entsendung von etwa 45 Soldaten in den Südsudan mitgeteilt. Diese seien bereits am Mittwoch aufgebrochen, um die US-Bürger und die Botschaft im Südsudan zu schützen. Sie sollten so lange wie nötig dort bleiben.

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