Donnerstagnachmittag setzten zahlreiche Mütter, Väter, Hebammen und Unterstützer am Wiener Heldenplatz mit einem „Still-Stand“ ein sichtbares Zeichen für das Recht auf öffentliches Stillen. Sie demonstrieren – nicht lautstark, sondern ganz bewusst still – für das Recht, ihre Babys überall und ohne Scham stillen zu dürfen.
Der Hintergrund ist alarmierend: Laut einer großangelegten Studie von MAM Baby gaben zwei von drei stillenden Frauen an, bereits negative Erfahrungen beim Stillen in der Öffentlichkeit gemacht zu haben. Eine weitere repräsentative Umfrage zeigt: Rund 20 Prozent der Österreicher lehnen sichtbares Stillen grundsätzlich ab, fast ebenso viele empfinden es als „unappetitlich“. Ein kleiner, aber radikaler Teil will stillende Mütter sogar komplett aus dem öffentlichen Leben verbannen.
Zwei Minuten Stillstand für 67 Prozent Diskriminierung
Die Aktion findet im Rahmen der Weltstillwoche 2025 statt. Symbolisch bleiben dabei Teilnehmer für zwei Minuten regungslos stehen. Organisiert vom Hebammenzentrum Wien gemeinsam mit MAM Babyartikel, ruft der „Still-Stand“ nicht nur zum Umdenken auf, sondern auch zu politischem Handeln: Ein gesetzlicher Schutz stillender Mütter in der Öffentlichkeit wird gefordert – 75 Prozent der Befragten befürworten das laut Umfrage.
„Ich wurde als Milchkuh bezeichnet“
Denn mehr als die Hälfte der Frauen erleben beim Stillen in der Öffentlichkeit Diskriminierung, Anfeindungen oder sexualisierte Blicke. Wie dringend Handlungsbedarf besteht, zeigen auch die Erfahrungsberichte betroffener Frauen: „Ich wurde beim Stillen in der Öffentlichkeit fotografiert – das war mir sehr unangenehm“, erzählt eine Mutter.
Als ich mein Kind auf einer Bank im Tiergarten stillte, ging ein Mann vorbei und fragte, ob denn schon Fütterungszeit sei.
Betroffene Frau
Starkes Zeichen setzen
Eine andere berichtet: „Ich wurde als Milchkuh bezeichnet.“ Eine weitere Dame beschreibt einen Vorfall in einem Restaurant: „Ein Kellner hat mir empfohlen, zum Stillen auf die Toilette zu gehen."
Ein älterer Mann hat mir vorgeworfen, ich würde ihn sexuell belästigen, weil ich mein Kind neben ihm gestillt habe. Er forderte mich auf, meine Brüste wieder einzupacken. Sonst würde er die Polizei rufen.
Eine Betroffene erzählt über ihre Erlebnisse
Viele geben an, das Stillen in der Öffentlichkeit mittlerweile bewusst zu vermeiden – aus Angst vor Beschämung, sexualisierten Kommentaren oder offenen Anfeindungen. Der „Still-Stand“ soll ein starkes Bild erzeugen – für Sichtbarkeit, Respekt und gesetzlich garantierte Gleichberechtigung im Alltag junger Familien.
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