Feier zum Nachlesen

Mandela: Abschied von “Gigant der Geschichte”

Ausland
10.12.2013 14:39
Die Welt hat am Dienstag Abschied vom verstorbenen südafrikanischen Ex-Präsidenten Nelson Mandela genommen. Das größte Stadion Afrikas in Soweto bei Johannesburg öffnete seine Tore für Zehntausende Menschen, aus aller Welt kamen Staatsgäste angereist. Laut der südafrikanischen Regierung sind noch nie zuvor so viele Staatsoberhäupter zu einer Trauerfeier zusammengekommen. Das offizielle Österreich glänzte allerdings durch Abwesenheit. Im Folgenden lesen Sie, wie der Trauertag ablief.
  • 13.07 Uhr: Die offizielle Liste an Staatsgästen beim Festakt in Soweto wird bekannt gegeben. Laut der südafrikanischen Regierung sind noch nie zuvor so viele Staatsmänner zu einer Trauerfeier zusammengekommen. Spitzenrepräsentanten aus knapp 100 Staaten - von Afghanistan bis zu den Vereinigten Arabischen Emiraten - seien im Stadion anwesend, dazu hochrangige Vertreter von UNO und EU. Österreich sucht man auf der Liste vergeblich. Bundesratspräsident Reinhard Todt, der in Vertretung von Bundespräsident Heinz Fischer bzw. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer teilnehmen sollte, reist aufgrund eines "wichtigen Termins" erst am Mittwoch nach Südafrika. Es tut ihm "sehr leid", teilte der SPÖ-Politiker zu Mittag in einer Aussendung mit.
  • 12.54 Uhr: Selbst vor der Gefängnisinsel Robben Island, Mandelas ehemaliger Leidensstätte, gedenkt man des Verstorbenen. Ehemalige Mithäftlinge und Gefängnisaufseher haben sich versammelt und begehen eine schlichte Zeremonie. Trotz seiner Trauer sei er auch erleichtert, dass Mandela "in Frieden gestorben ist", sagt der frühere Aufseher Christo Brand. "Dafür hat er gekämpft."
  • 12.49 Uhr: Unter stehenden Ovationen beendet US-Präsident Barack Obama seine etwa 20-minütige Rede mit den Worten "God bless South Africa" - Gott schütze Südafrika.
  • 12.42 Uhr: "In den Jahrzehnten, in denen er im Gefängnis saß, schärfte Mandela seine Argumente", würdigt der US-Präsident den Verstorbenen. "Mandela hat gezeigt, dass Handeln und Ideen nicht ausreichen, sie müssen auch im Gesetz festgeschrieben werden. Er war praktisch und pragmatisch und hatte keine Angst, eines höheren Zieles Willen Kompromisse zu schließen. Und schließlich hat Mandela verstanden, was uns Menschen verbindet. Seine Erkenntnis war, dass wir alle durch unsichtbare Bande verbunden sind, dass die Menschheit eins ist, dass wir füreinander Sorge tragen müssen."
  • 12.38 Uhr: "Er war keine Marmorbüste, er war ein Mann aus Fleisch und Blut, ein Ehemann, ein Sohn, ein Freund. Er hat Ungeheures erreicht und durch den Kampf seinen Platz in der Geschichte erreicht, durch Ausdauer, durch Zuversicht, durch Glauben. Er hat uns die Macht des Handelns gezeigt und mit Millionen Afrikanern den Zorn geteilt, der durch Tausende Momente der Würdelosigkeit eines Systems entstand, das für sein Volk ein Gefängnis bedeutete", so Obama unter tosendem Applaus.
  • 12.32 Uhr: "Die Würde des Menschen, die Freiheit, die Demokratie, das ist Mandelas Erbe", sagt Obama. "Nelson Mandela war ein Gigant der Geschichte. Er hat Millionen von Menschen nicht nur in seinem Land, sondern weltweit bewegt. Er wuchs als Hirte auf, als Angehöriger eines Stammes, und wurde zum großen Befreier des 20. Jahrhunderts", so der US-Präsident.
  • 12.30 Uhr: Die Feierlichkeiten streben ihrem Höhepunkt zu. US-Präsident Barack Obama schreitet ans Rednerpult, unter dem bisher größten Jubel des Publikums. Unmittelbar zuvor schüttelte er dem kubanischen Präsidenten Raul Castro die Hand - wohl auch eine kleine historische Geste am Rande einer der größten Trauerfeiern der Geschichte.
  • 12.06 Uhr: Mit George W. Bush, Bill Clinton und Jimmy Carter sind mittlerweile die drei angekündigten Ex-US-Präsidenten im Stadion anwesend. Bush wird von seiner Gattin Laura begleitet, Clinton von seiner Ehefrau Hillary. Aus Frankreich haben der amtierende Präsident Francois Hollande und sein Vorgänger Nicolas Sarkozy auf der Ehrentribüne Platz genommen.
  • 11.57 Uhr: UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon betritt als erster internationaler Gast die Rednertribüne. Ban adressiert die "Regenbogennation" Südafrika und verleiht angesichts des weiterhin strömenden Regens seiner Hoffnung Ausdruck, bald einen Regenbogen zu sehen. Er spricht der südafrikanischen Nation sein Beileid aus. "Zehntausende Menschen haben in diesem Stadion Platz, aber auch ein noch größeres Stadion, ein ganzer Kontinent ist nicht groß genug für unseren Schmerz", sagt der UNO-Generalsekretär.
  • 11.56 Uhr: Das Ehepaar Obama ist nun auch eingetroffen und wird vom Publikum bejubelt. Die Organisatoren bitten die Menge um Disziplin. Offenbar hatten Unstimmigkeiten bei der Sitzordnung der internationalen Staatsgäste die Verzögerungen beim Eintreffen der ausländischen Staatsoberhäupter nach sich gezogen.
  • 11.55 Uhr: "Du hast nicht nur Intellekt mitgebracht, sondern auch Herz, und beides miteinander vereint. Der Baum ist nun durch den Wind gestürzt worden. Du hast von einer Zukunft geträumt, in der Schwarze und Weiße, Männer und Frauen miteinander leben können", erinnert sich ein Mandela-Enkel an seinen berühmten Großvater.
  • 11.53 Uhr: Im riesigen Stadion sind noch zahlreiche Plätze frei. Vor der Arena haben sich laut ORF allerdings Menschenmassen versammelt, die in kleinen Gruppen eingelassen werden.
  • 11.44 Uhr: Jetzt sprechen Familienmitglieder Mandelas über das Wirken des Verstorbenen. Danach sind Reden zahlreicher Staatschefs angesetzt. Der höchstrangige, US-Präsident Barack Obama, ist zuvor gemeinsam mit seiner Ehefrau Michelle in Johannesburg der Air Force One entstiegen, allerdings offenbar noch nicht im Stadion anwesend - ebenso wenig wie sein Vor-Vorgänger Bill Clinton, der mit Gattin Hillary angekündigt ist.
  • 11.23 Uhr: Am Wort ist Andrew Mlangeni, ein langjähriger Weggefährte Mandelas. Er erinnert an den jahrzehntelangen gemeinsamen Kampf gegen das Apartheid-Regime.
  • 11.10 Uhr: Vertreter von Christentum, Islam, Judentum und Hinduismus sprechen ein gemeinsames Eröffnungsgebet. Mittlerweile sind Gäste aus mehr als 100 Staaten der Welt anwesend, unter ihnen rund 90 amtierende und ehemalige Staats- und Regierungschefs - laut Angaben des südafrikanischen Außenministeriums die größte Zahl an Staatsoberhäuptern, die jemals in der Geschichte zusammengekommen ist.
  • 11.00 Uhr: Mit exakt einer Stunde Verspätung beginnt der offizielle Teil der Feierlichkeiten mit dem gemeinsamen Absingen der südafrikanischen Nationalhymne.
  • 10.33 Uhr: Laute Gesänge erfüllen das Oval. "Nelson Mandela, es gibt keinen anderen wie dich!", rufen die Menschen auf den oberen Rängen und tanzen dazu. Das Lied wurde bereits gesungen, als Mandela noch im Gefängnis saß.
  • 10.30 Uhr: Der starke Regen verzögert die Ankunft zahlreicher Staatsgäste. Auch US-Präsident Barack Obama ist nicht rechtzeitig zum geplanten Beginn um 10 Uhr eingetroffen.
  • 10.28 Uhr: Auch Indiens Präsident Pranab Mukherjee ist zur Trauerfeier angereist. Begleitet wird er von der Chefin der regierenden Kongresspartei, Sonia Gandhi, sowie dem Handelsminister. Vor der Abreise erklärte Mukherjee: "Wir betrachten Mandela als einen der unseren." Für Indien sei das Wirken des Verstorbenen von besonderer Bedeutung gewesen, weil das Land darin ein Spiegelbild des eigenen anti-kolonialen Kampfes unter der Führung von Mahatma Gandhi gesehen habe.
  • 10.24 Uhr: Wegen des Ansturms von Staatsgästen sind in Johannesburg laut der Zeitung "Business Day" Hunderte Hotelgäste hinauskomplimentiert worden. Manche Luxushotels hätten allen Gästen geschrieben, dass bestehende Buchungen keine Gültigkeit mehr hätten. Präsidialminister Collions Chabana hat demnach Staatsgäste davor gewarnt, auch zu den Beerdigungsfeierlichkeiten am Sonntag zu fahren. "Niemand soll abgehalten werden, daran teilzunehmen, aber angesichts der Kapazitäten und Infrastruktur dort empfehlen wir sehr, nicht hinzufahren", so Chabane.
  • 10.11 Uhr: Die südafrikanischen Politgranden haben bei mittlerweile strömendem Regen Platz genommen. Der letzte weiße Präsident des Landes, Frederik Willem de Klerk, der 1993 gemeinsam mit Mandela den Friedensnobelpreis zugesprochen bekam, ist ebenso im Stadion wie Erzbischof Demond Tutu und Mandelas Nachfolger im Präsidentenamt, Thabo Mbeki.< ihnen sind der norwegische Kronprinz Haakon und der spanische Thronfolger Felipe.
  • 10.00 Uhr: Die Trauerfeier, die als die größte derartige Veranstaltung seit dem Begräbnis von Papst Johannes Paul II. 2005 in die Geschichte eingehen soll, wird in diesen Minuten offiziell eröffnet. Sie ist für nicht weniger als sieben Stunden angesetzt.
  • 6.34 Uhr: Die Pforten des FNB-Stadions in Soweto öffnen sich. Zahlreiche Menschen warteten seit Stunden trotz Nieselregens vor der Arena, die während der Fußball-WM 2010 "Soccer City" genannt wurde. Hunderte Polizisten sichern das Gelände.

Mandela war am Donnerstag nach schwerer Krankheit im Alter von 95 Jahren gestorben (siehe Infobox). Nach der Trauerfeier wird der Leichnam in Pretoria aufgebahrt, wo Mandela 1994 als erster Schwarzer den Eid für das Präsidentenamt leistete. Die Beisetzung ist für Sonntag in seinem Heimatdorf Qunu angesetzt.

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