Verrieten Al-Kaida

CIA machte Guantanamo-Häftlinge zu Doppelagenten

Ausland
27.11.2013 11:34
Die CIA hat jahrelang unter strengster Geheimhaltung Guantanamo-Häftlinge als Doppelagenten verpflichtet, wie der US-Auslandsgeheimdienst nun enthüllt hat. Den Gefangenen seien ihre Freiheit, die Sicherheit ihrer Familie und nicht zuletzt viel Geld für ihre Hilfe versprochen worden, heißt es. Einige Top-Leute der Al-Kaida habe man so zur Strecke gebracht - doch nicht in allen Fällen habe die Zusammenarbeit funktioniert.

In einer Anlage namens "Penny Lane", benannt nach dem Beatles-Hit, im US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba sei das "Abwerben" der Al-Kaida-Mitglieder vorgenommen worden, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Die Informationen stammen von fast einem Dutzend derzeitigen und ehemaligen US-Beamten, die sich jedoch nur anonym äußern wollten - schließlich ist das Programm bis heute geheim.

Die Pläne seien kurz nach dem Eintreffen der ersten Häftlinge im Jänner 2002 geschmiedet worden, im Frühjahr 2003 habe das Programm schließlich begonnen. In acht Häuschen in der Nähe der Verwaltungsgebäude des Gefangenenlagers habe man die Häftlinge als Doppelagenten trainiert. Das Programm und die Männer hätten verschiedene Codenamen gehabt.

Versprechungen und Drohungen
Es habe sich jedoch nicht um ein groß angelegtes Projekt gehandelt, heißt es: Nur eine Handvoll Häftlinge sei für die Tätigkeit als Doppelagent ausgewählt worden. Einigen seien ihre Freiheit und die Sicherheit ihrer Familien versprochen worden. Einem sei gedroht worden, man werde seine Kinder verletzen. Ein anderer hingegen habe sich bereit erklärt, da er der Meinung gewesen sei, die Al-Kaida habe den Islam pervertiert und zu helfen sei seine Pflicht als Muslim.

Millionen Dollar und Luxuszellen
Den Doppelagenten sei in jedem Fall viel Geld versprochen worden, so die AP - Millionen Dollar seien über geheime Konten an die Al-Kaida-Verräter geflossen. Zudem hätten die in "Penny Lane" inhaftierten Männer Vorzüge genossen - ihre Zellen seien wegen der vergleichsweise luxuriösen Ausstattung mit Küche, Dusche, TV und Innenhof in Anlehnung an das Hotel als "Marriott" bezeichnet worden. Einige hätten sogar nach Pornos gefragt und diese erhalten.

Top-Mitglieder der Al-Kaida getötet
Das "Penny Lane"-Programm war laut Bericht von höchster Stelle abgesegnet: Der damalige US-Präsident George W. Bush habe einen CIA-Mann persönlich interviewt, der sich mit den Doppelagenten im Ausland treffen sollte. Und es habe Früchte getragen: Einige Männer hätten der CIA geholfen, Top-Leute der Al-Kaida zu töten, so die Informanten. Andere dagegen hätten aufgehört, Informationen weiterzugeben, und der Kontakt sei verloren gegangen.

Angst vor Verrätern
Das Programm habe auch abseits davon für Diskussionen bei der CIA gesorgt, heißt es. So sei etwa die Frage aufgekommen, ob man Drohnen einsetzen solle, auch wenn man damit einen Informanten töten könnte. Dazu sei es aber nie gekommen. Zudem sei die Angst groß gewesen, dass ein Doppelagent die USA angreifen und verraten könnte, dass er auf der Gehaltsliste der CIA stand.

Al-Kaida misstrauisch
Zudem sei die Al-Kaida sehr misstrauisch gegen freigelassene Guantanamo-Häftlinge gewesen, die Terroristen hätten Doppelagenten bereits erwartet, so die Beamten. Einer sei beinahe entdeckt worden. Dennoch seien die Hoffnungen der CIA groß gewesen. Es habe sogar Überlegungen gegeben, zwei Männer aus Pakistan in die USA zu entlassen. Dort sollten sie Al-Kaida-Zellen aufspüren - es kam allerdings offenbar nie zur Freilassung.

Ende für Programm kam 2006
2006 sei das Doppelagenten-Programm eingestellt worden, berichtet die AP. Vermutlich vor allem, weil zu diesem Zeitpunkt kaum noch Gefangene in das Lager gebracht wurden, der letzte Insasse landete 2008 dort. Zuletzt habe sich im Jahr 2009 US-Präsident Barack Obama dafür interessiert, nachdem er erfahren hatte, dass Doppelagenten bei Drohnen-Angriffen geholfen hatten.

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