Mit „Giulio Cesare in Egitto“ von Georg Friedrich Händel starten die Salzburger Festspiele am 26. Juli in die szenischen Opernproduktionen. Die französische Dirigentin Emmanuelle Haïm und der aus Moskau stammende Regisseur Dmitri Tcherniakov gaben vorab Einblicke in ihre Arbeit.
Die erste Opernpremiere der Salzburger Festspiele wird in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Es wird definitiv eine Produktion, die sich unterscheidet. In vielfacher Hinsicht. „Giulio Cesare in Egitto“ die erste Salzburger Zusammenarbeit der französischen Dirigentin Emmanuelle Haïm und dem aus Moskau stammenden Regisseur Dmitri Tcherniakov. Damit trifft eine ausgewiesene Alte-Musik-Spezialistin auf einen Barock-Opern-Debütanten. Was die beiden verbindet: Sie haben klare künstlerische Vorstellungen, wissen genau, wo sie mit einem Werk hinwollen. Ein paar Tage vor der Premiere im Haus für Mozart gaben sie Einblicke in die Händel-Produktion.
Emmanuelle Haïm hat schon etliche Händel-Opern einstudiert, erzählt sie begeistert: „Seine Musiksprache ist sehr unmittelbar und packend. Ich schätze ihn besonders für seine Direktheit und die Vielfalt an Emotionen, die sie zu beschreibt. Die Charaktere der Figuren werden durch die subtile Darstellung der Gefühle absolut greifbar.“
In Salzburg dirigiert Haïm ihr eigenes Ensemble, das vor 25 Jahren gegründete Le Concert d’Astrée: „Wir sprechen eine gemeinsame Sprache. Dadurch sind wir sehr eng miteinander verbunden.“ Die Arbeit mit Tcherniakov stelle hohe Anforderungen, erzählt die Cembalistin, man versuche gemeinsam, zur Essenz des Stückes vorzudringen – psychologisch und musikalisch.
Zwei Orchester und drei Countertenöre
Musikalisch weist die Produktion zwei Besonderheiten auf: Sie hat zwei Orchester zu bieten und drei Countertenöre. Händel hat die Oper für zwei Ensembles komponiert, die im Dialog zueinander stehen, erzählt die Dirigentin. Tcherniakovs Bühne wird es möglich machen, die Musiker auch räumlich getrennt voneinander musizieren zu lassen – ein Ensemble im Orchestergraben, das andere über der Szenerie. Dirigieren wird Haïm beide aus dem Graben: „Ich habe sehr lange Arme!“, kommentiert sie diese Herausforderung lachend.
Die Oper thematisiert die politische und romantische Beziehung zwischen Julius Caesar und Kleopatra während Caesars Feldzug in Ägypten. Zentrale Themen sind also Machtkämpfe und Intrigen, Liebe und Rache. „Es gibt keine Gnade, entweder man trifft oder man wird getroffen“, kommentiert Tcherniakov den Stoff.
Psychisch nackte Geschlechterverhältnisse
Die Entscheidung, die drei zentralen Männerrollen mit Countertenören zu besetzen, sei gemeinsam gefallen. „Unser Fokus bei dieser Inszenierung lag darauf, eine glaubwürdige Erzählung zu schaffen“, erläutert Tcherniakov das Konzept: „Dabei war mir wichtig, das Verhältnis der Geschlechter genau darzustellen.“ Die Bühne wird fast bis zum Publikum in den Raum hinein reichen: „Sie sehen alles, die Sänger haben nichts zu verbergen, sie sind also nackt – in psychischer Hinsicht.“
Ein antiker Stoff in barocker Form – was sagt uns dieses Stück heute? Neben den zeitlosen Themen der Oper ist es für Emmanuelle Haïm die Musik selbst, die eine Brücke in die Gegenwart schlägt: „Diese Lebendigkeit und das Improvisieren haben absolut Parallelen zur Popmusik. Dem kann man sich kaum entziehen beim Zuhören!“
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