Die Entscheidung ist gefallen: Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr wird nochmals bei der Gemeinderatswahl in Graz antreten. Wochenlang hat sie ein Geheimnis darum gemacht, am Donnerstag hat sie es bei einer Parteiversammlung gelüftet. Verliert die KPÖ den ersten Platz, wird sie zurücktreten.
Es war die heißeste politische Frage in Graz in den vergangenen Wochen: Wird Elke Kahr, die 2021 sensationell Bürgermeisterin wurde, bei der Wahl 2026 nochmals als Spitzenkandidatin für die KPÖ antreten? Sie hat sich die Entscheidung lange offen gelassen, sich dann wenige Wochen vor dem Amoklauf in Graz entschieden – und bis Donnerstagabend dicht gehalten. Eine Seltenheit im politischen Betrieb. Selbst ihr engstes Umfeld rätselte, wie sich die Chefin deklarieren würde.
Die politischen Gegner, allen voran die ÖVP, die 2021 überraschend den Bürgermeistersessel verlor, roch bereits Morgenluft und träumte von der einfachen Rückeroberung von Platz 1 bei der nächsten Wahl. Denn Kahrs potenzieller Nachfolger Robert Krotzer, der das Amt des Gesundheitsstadtrats ausübt, wird nicht die Strahlkraft von Kahr zugebilligt.
Großer Applaus unter den Genossen
Am Donnerstag traf sich die Grazer KPÖ zur Bezirkskonferenz im Volkshaus. Die Spannung und Anspannung unter den Genossinnen und Genossen war groß, ehe Kahr kurz nach 18 Uhr das Geheimnis lüftete: Ja, sie wird nochmals in den Wahlkampf gehen! Großer Applaus brandete auf.
Es sei dieses Mal keine leichte Entscheidung gewesen: „Ich denke darüber schon seit Weihnachten nach“, sagte Kahr zur „Krone“. „Ich habe mich gefragt, ob ich es gesundheitlich noch schaffe und wir als Partei auch gut für die Zukunft gerüstet sind.“ Beschlossen habe Kahr es gemeinsam mit der Familie, bestärkt hätten sie Rückmeldungen aus der Bevölkerung und aus der eigenen Partei.
„Nach dem Amoklauf sind noch mehr Menschen auf mich zugekommen und haben gesagt: Bitte, Frau Bürgermeisterin, treten Sie nochmals an!“ Die Verzögerung der Bekanntgabe sei „kein Winkelzug und kein parteitaktisches Spielchen“ gewesen, betont die Kommunistin.
Geht Platz 1 verloren, hört Kahr auf
Im Herbst soll die Kandidatenliste bei einer Parteikonferenz beschlossen werden. Für den Fall, dass sie beim Urnengang im Herbst 2026 wieder den ersten Platz schafft, werde sie weiterhin Bürgermeisterin sein. Eine Halbzeitlösung mit Krotzer sei kein Thema. „Es ist aber auch klar: Wenn wir ordentlich verlieren, werde ich zurücktreten“, kündigte sie im „Krone“-Gespräch an.
Die Ausgangslage vor der Grazer Wahl
Damit werden die Karten für die Grazer Gemeinderatswahl nur teils neu gemischt. Die ÖVP wird wohl mit Stadtrat Kurt Hohensinner in die Wahl gehen, der das freundliche Gesicht der teils auf Frontalopposition getrimmten Oppositionspartei ist. ÖVP-Geschäftsführer Martin Huber kommentiert Kahrs Entscheidung: „Das Partei-Interesse hat sich durchgesetzt. Warum diese ganze Geheimniskrämerei und Inszenierung? Die Frage ist jetzt, wie schnell sie nach der Wahl geht. Wer Kahr wählt, kriegt Krotzer.“
Bei den Grünen steht insbesondere die Verkehrspolitik von Judith Schwentner am Prüfstand. Die notorisch schwächelnde SPÖ setzt auf Ex-Landesrätin Doris Kampus, die NEOS auf Philipp Pointner. Noch auf Suche nach einem Spitzenkandidaten ist die FPÖ nach dem Finanzskandal, der aktuelle Parteichef und Nationalratsabgeordnete Axel Kassegger wird jedenfalls nicht Frontmann sein. Dazu kommt noch die FPÖ-Abspaltung KFG mit Stadträtin Claudia Schönbacher.
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