Die wirtschaftlich angespannte Lage hinterlässt Spuren in den Geldbörsen: Bei den Privatinsolvenzen im ersten Halbjahr haben sich im Schnitt 121.800 Euro an Schulden angehäuft – um zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Doch immer mehr können ein Verfahren erst gar nicht antreten, weil sie mit Miete, Heizrechnung und Co. nicht nachkommen.
Im ersten Halbjahr schlitterten in Oberösterreich um 15 Prozent mehr Firmen in eine Pleite als im Vorjahreszeitraum – die „Krone“ berichtete. Nicht nur deshalb wäre anzunehmen, dass auch die Privatinsolvenzen steigen. Schließlich spüren viele die angespannte wirtschaftliche Lage nach Jahren der Rekordteuerung und Rezession im eigenen Geldbörserl. Doch: In den ersten sechs Monaten des Jahres blieb die Zahl der Privatkonkurse laut Alpenländischem Kreditorenverband mit 766 quasi gleich wie im Vorjahr (761).
Ein positives Signal ist das dennoch nicht. Im Gegenteil: Viele Schuldner sind in einer derart prekären finanziellen Lage, dass ein Verfahren derzeit gar nicht möglich ist. Denn nur wer keine neuen Schulden mehr macht, kann Privatinsolvenz anmelden.
„Geht darum, dass Leute ihre Miete wieder zahlen können“
Dieselbe Entwicklung beobachtet die Schuldnerhilfe OÖ: „Wir haben im ersten Halbjahr um vier Prozent weniger Privatinsolvenzen, die wir vertreten“, sagt Geschäftsführer Johannes Kletzl. „Das korreliert mit einer anderen Zahl: Bei den Beratungen zur Existenzsicherung haben wir eine Steigerung von 20 Prozent. Da geht es darum, dass die Leute ihre Miete oder ihre Heizrechnung wieder zahlen können. Für eine Insolvenz braucht der Kunde ein ausgeglichenes Budget. Ein Verfahren kann man erst machen, wenn die Wohnung gesichert ist, wenn das Leben gesichert ist“ – und diese Voraussetzungen seien aktuell oft nicht gegeben.
Bei den Beratungen zur Existenzsicherung haben wir eine Steigerung von 20 Prozent. Da geht es darum, dass die Leute ihre Miete oder ihre Heizrechnung wieder zahlen können.

Johannes Kletzl, Geschäftsführer der Schuldnerhilfe OÖ
Bild: zVg
Die Nummer 1 – Ursache für Schulden
Ein weiteres Indiz für diese Entwicklung: Bis Privatpersonen Insolvenz anmelden können, haben sich die Schulden zu einem immer größeren Berg summiert. Die durchschnittlichen Passiva bei eröffneten Verfahren lagen im ersten Halbjahr in Oberösterreich bei 121.800 Euro. Im Vorjahr waren es noch 109.800 Euro.
Die Nummer 1 der Ursachen für Verschuldungen ist laut Kletzl ein plötzlicher Einkommensverlust, etwa durch Arbeitslosigkeit oder Krankheit. Hier ortet der Schuldnerhilfe-Chef auch einen Ansatz für Lösungen: Arbeitsfördernde Maßnahmen bzw. Qualifikationsmaßnahmen könnten ein Abrutschen in Schulden vermeiden.
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