Wien macht Schule

Hunde-Kunde: Von Ablehnung zum Vorzeigeprojekt

Wien
08.07.2025 06:00

Vor sechs Jahren hat Wien, nach einigem Zögern, „Hunde-Kunde“-Kurse zur Pflicht gemacht. Aus der damaligen Ablehnung der Tierhalter ist inzwischen österreichweit Vorbildwirkung geworden. Doch Zahlen der Polizei zeigen: Es gibt noch immer genug zu tun.

Nur langsam hat sich das Rathaus getraut, Wiens Hundehalter an die Leine zu legen: 2006 musste der – freiwillige – Hundeführschein noch mit der Befreiung von der Hundeabgabe als „Zuckerl“ beworben worden. Nach einem tödlichen Hundebiss wurden die Regeln aber verschärft: Seit 2019 sind der Hundeführschein für „Listenhunde“ und ein Sachkunde-Nachweis für alle Hundehalter Pflicht.

Kurs beeinflusst Anschafffung
Der Widerwillen war anfangs groß, doch heute, 20.000 Kursteilnehmer später, hat sich die Aufregung gelegt und das Modell Vorbildwirkung entfaltet: Nächsten Sommer kommt, noch von der alten Bundesregierung beschlossen, österreichweit die Pflicht zum Sachkundenachweis, für Niederösterreicher gilt sie schon seit einem Jahr. Viele kommen zum Kurs nach Wien – nicht nur, weil er hier umfangreicher, sondern mit 40 Euro auch deutlich günstiger ist.

Die Wiener Tierschutz-Ombudsfrau Eva Persy sieht den Kurs als wirksamen Hebel zur Verhinderung von Tierleid – vor allem vor der Anschaffung: Nicht wenige Teilnehmer erfuhren erst in den Kursen Details zu Qualzucht und den Machenschaften zwielichtiger Züchter und überdachten dann ihre Pläne.

Zitat Icon

Mit der „Hunde-Kunde“ haben wir ein Angebot geschaffen, das nicht als lästiges Pflichtprogramm wahrgenommen wird.

Wiens Tierschutz-Ombudsfrau Eva Persy

Fast alle finden den Kurs spätestens danach sinnvoll, meint Persy unter Verweis auf Zuschriften von Teilnehmern: „Am Anfang dachte ich mir schon, pfuh, vier Stunden Vortrag – was kann das schon sein. Mittlerweile muss ich sagen, Hut ab, was ihr da ausgearbeitet habt“, heißt es in einer Zuschrift, und in einer anderen: „Auch für mich, der vor Jahren schon einen Hund hatte, lehrreich. Es hat sich ziemlich viel verändert.“ Von einer „wirklich amüsanten Veranstaltung mit viel Lachen und konstruktiven Fragen“ berichtet eine dritte.

Zahlen der Polizei zeigen Handlungsbedarf
Zahlen der Polizei zeigen aber, dass es noch genug zu tun gibt: Rund 250 Mal im Jahr wird in Wien ein Hundebiss angezeigt. Die Zahlen sind seit dem Haustier-Boom der Covid-Jahre in die Höhe geschnellt. Und 73 Hunde mussten Wiener Besitzern seit der Einführung von Hundeführschein und Sachkundenachweis behördlich abgenommen werden – auch das zum Wohl der Hunde, wie erst zuletzt ein schockierender Fall in Wien zeigte.

Die Tiere können erst nach einem halben Jahr wieder hoffen
Die Tiere können erst nach einem halben Jahr wieder hoffen(Bild: Wien/TierQuartier Wien)

Schockierender Fall von Tierhortung
18 Hunde wurden zusammengepfercht in einer Wiener Wohnung gefunden, vermeldete das Wiener TierQuarTier zuletzt. Die Tiere wurden schon im Jänner entdeckt, es dauerte jedoch bis jetzt, bis alle behördlichen Schritte erledigt waren und die Tiere aus tierärztlicher Intensivpflege in ein neues Leben entlassen werden konnten. Bei dem Einsatz damals bot sich der Tierrrettung ein Bild des Schreckens: Kein Platz, Schmutz, keine medizinische Versorgung. Bei einer Hündin war deshalb die Amputation eines Beins nicht zu vermeiden.

Dazu kam, dass die Hunde sich selbst überlassen und dementsprechend unsicher, verängstigt oder Menschen gegenüber aggressiv waren. Das Team des städtischen Tierheims investierte Woche um Woche an liebevoller Betreuung und Verhaltenstraining, um die Hunde wieder an ein normales Leben heranzuführen. Derartige Fälle bedeuten nicht nur Tierleid, sondern binden auch enorme finanzielle und personelle Ressourcen des TierQuarTiers, die bei der Betreuung anderer Tiere schmerzhaft fehlen.

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