Aus und vorbei: Salzburg stampft das EU‑Projekt „Community Nursing“ nach nur vier Jahren ein. Elf Pflegeprofis verlieren ihren Job, Betroffene ihre niederschwellige Anlaufstelle. Opposition und Bürgermeister sprechen von „Sparpolitik auf dem Rücken der Schwächsten“.
Vier Jahre lang halfen Salzburgs Community Nurses Seniorinnen und Senioren beim Ausfüllen von Pflegeanträgen und kamen für Hausbesuche vorbei. Bezahlt wurde das Pilotprojekt zu 80 % von der EU, den Rest trug das Land. Jetzt zieht die Politik den Stecker: Wie Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) den Gemeinden am Freitag schriftlich mitteilte, endet das Modell am 31. Dezember 2025. Die für 2025 vorgesehenen 1,18 Millionen Euro aus dem Pflegefonds fließen in andere Projekte.
Svazek verweist auf eine interne Evaluierung. Diese habe „keine systemweite Wirkung“ gezeigt: Weder seien Spitalsaufenthalte kürzer geworden noch Pflegekosten gesunken. Die elf Nurses könnten mobile Dienste nicht ersetzen, es handle sich um eine Parallelstruktur. Ihr Know‑how soll in die landeseigene Pflegeberatung wandern, die personell verstärkt wird. Pflichtaufgaben hätten Vorrang vor Extras, sagt die FPÖ‑Politikerin.
Grünen‑Gesundheitssprecherin Kimbie Humer‑Vogl nennt die Entscheidung „verantwortungslos“. Die Nurses hielten ältere Menschen länger fit und entlasteten Kliniken, argumentiert sie. Prävention spare langfristig viel Geld. Humer‑Vogl will das Thema im Juli‑Landtag aufrollen und eine Anschlussfinanzierung beantragen. Sozialverbände warnen bereits vor zusätzlichen Belastungen für Spitäler, sollten die Hausbesuche wegfallen.
Halleins SP‑Bürgermeister Alexander Stangassinger nennt das Aus „Sparpolitik auf dem Rücken der Schwächsten“. Laut einer Begleitevaluation der FH Kärnten sollte das Modell sogar ausgebaut werden. Er fordert Svazek auf, ihre Gegenstudie offenzulegen. „Erst strich das Land die Überleitungspflege in Hallein, jetzt die Community Nurses“, schimpft er. Bleibe die Regierung hart, drohe ein heißer Herbst im Landtag – und vielen Familien ein kalter Winter ohne Rat.
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