Kercher-Prozess

Zurück im “Höllentunnel”: Sollecito will aussagen

Ausland
05.11.2013 11:53
Wochenlang war Raffaele Sollecito untergetaucht, machte Urlaub in der Dominikanischen Republik. Dort ließ er den Rummel um den neuen Prozess gegen sich und seine Ex-Freundin Amanda Knox hinter sich und studierte die Akten zu dem Fall. Nun ist der 29-Jährige zurück in seiner Heimat Italien und will sechs Jahre nach dem gewaltsamen Tod der Studentin Meredith Kercher vor Gericht seine Sicht der Dinge schildern. Am Mittwoch wird er zur Verhandlung in Florenz erwartet.

Seit Ende September muss er sich gemeinsam mit der 26-jährigen Knox wegen des Mordes an Kercher vor Gericht verantworten. Es ist das vierte Mal, dass der Fall verhandelt wird, nachdem beide zunächst zu langen Haftstrafen verurteilt und später freigesprochen wurden. Im März wurde der Freispruch vom höchsten Gericht gekippt. "Nach vier Jahren im Gefängnis und zwei nicht enden wollenden Prozessen dachte ich, ich sei aus diesem Höllentunnel heraus. Aber stattdessen bin wieder mittendrin", sagte Sollecito dem italienischen Magazin "Oggi".

Flucht käme für Sollecito nicht infrage
Keiner der bisherigen Prozesse konnte endgültig ans Licht bringen, was in der Mordnacht in Perugia im November 2007 wirklich geschah. Auch der Ausgang des neuen Verfahrens ist offen - eine Flucht ins Ausland kommt für Sollecito trotzdem nicht infrage. "Es wäre ein Leben in der Hölle. Das würde ich nicht aushalten", sagte er.

Knox und Sollecito wurde in einem Indizienprozess verurteilt
Vor fast genau sechs Jahren lernte der damals 23-Jährige während seines Informatik-Studiums in Perugia die Amerikanerin Amanda Knox kennen. Kurze Zeit später wurde Knox' Mitbewohnerin, die britische Studentin Kercher, von Messerstichen übersät und mit durchschnittener Kehle in ihrem Zimmer entdeckt. Knox und Sollecito gerieten unter Tatverdacht und wurden - obwohl beide stets ihre Unschuld beteuerten - in einem Indizienprozess verurteilt.

"Mein Leben ist ruiniert"
Sein Leben sei durch die Geschehnisse im November 2007 "ruiniert", sagte Sollecito. Nach seinem Master-Studium in Verona suchte er einen Job im Ausland, "weil ich in Italien für immer von dieser Tragödie verfolgt werden würde". Auch eine neue Freundin gibt es nicht im Leben des 29-Jährigen. "Ich kann mich nicht verlieben, weil ich kein reales Leben haben kann", sagte er. "Seit November 2007 lebe ich in einem Albtraum. Welche Perspektive kann ich einer Frau bieten?"

"Meine Reise in die Hölle und zurück mit Amanda Knox"
Wie auch seine Ex-Freundin schrieb Sollecito ein Buch über die Erlebnisse, es trägt den Titel "Honor Bound: My Journey to Hell and Back with Amanda Knox" (etwa: "Moralisch verpflichtet. Meine Reise in die Hölle und zurück mit Amanda Knox"). Im Gegensatz zu Knox war Sollecito mit seinem Werk jedoch nur mäßig erfolgreich. Er hat große finanzielle Probleme und startete sogar einen Spendenaufruf im Internet, um weiter "gegen diese Ungerechtigkeit zu kämpfen".

Sollecito will mit Familie Kercher sprechen
Zu Knox hat Sollecito nach Angaben seines Vaters regelmäßigen Kontakt. Im Gegensatz zu ihm will die 26-Jährige, die stets mehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit stand als Sollecito, für den Prozess nicht nach Italien zurückkehren. Sollecito hat laut Medienberichten bereits Ende 2011 nach seiner Freilassung das Grab von Meredith besucht. Vor Gericht will er sich auch an die Familie des Opfers wenden. "Gebt mir die Möglichkeit mit euch zu sprechen", bat er in einem Interview.

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