Sommernachtskonzert

Ein Schönbrunner Abend ganz im Schatten von Graz

Wien
13.06.2025 22:57

Üblicherweise ist das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker ein leichtfüßig-heiteres Unterfangen. Wettermäßig wäre am Freitag dafür dank lauer Temperaturen und wolkenlosem Himmel auch alles dafür bereit gewesen. Heuer lag über dem Abend allerdings ein Schatten, stand das Klassikevent doch noch spür- und hörbar unter dem Eindruck des Amoklaufs in Graz.

Nach dem Attentat an einer Grazer Schule mit elf Toten und vielen Verletzten stand vor allem der Beginn des Konzerts ganz im Zeichen des Gedenkens. Als Eröffnungsstück spielte das Orchester anstatt des ursprünglich geplanten schwungvollen „Cancan“ von Jacques Offenbach das melancholisch-getragene „Air“ von Johann Sebastian Bach. Im Anschluss wurden die rund 53.000 erschienenen Besucher um eine Schweigeminute gebeten.

Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer betonte eingangs, man sei „tief betroffen von den Ereignissen der letzten Tage“. „Wir hoffen, dass die Musik den Schmerz etwas lindern kann“, ergänzte der russische Dirigent Tugan Sokhiev.

Blick auf die Bühne der Wiener Philharmoniker
Blick auf die Bühne der Wiener Philharmoniker(Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)

Drei Debüts an einem Abend
Eine gewisse Grundschwere wohnte der Veranstaltung also inne, die sich aber mit fortschreitendem Abend zusehends aufzulösen schien – nicht zuletzt, da die heurige Stückwahl grundsätzlich auf der unterhaltsameren Seite angesiedelt war. Darüber hinaus wurden vor der prachtvoll-imperialen Kulisse gleich drei Debüts aufgeboten. Seinen ersten Einsatz im Schlosspark hatte Sokhiev ebenso wie die Wiener Sängerknaben. Der Kultur-Exportschlager ließ nach der Schweigeminute den Elfenchor „Komm‘ zu uns und sing‘ und tanze“ aus den „Rheinnixen“ erklingen.

Später kam der weltberühmte Knabenchor noch einmal auf die transparent-überdachte Bühne, um sich das Rampenlicht mit dem dritten Schönbrunn-Neuling des Abends zu teilen: Startenor Piotr Beczała intonierte mit Sängerknaben-Unterstützung „Nessun dorma“, die Arie des Prinzen Kalaf aus Puccinis Oper „Turandot“, nachdem er bereits die Arie des Don José aus Bizets Oper „Carmen“ gesungen hatte.

Tenor Piotr Beczala und der Dirigent der Wiener Philharmoniker Tugan Sokhiev
Tenor Piotr Beczala und der Dirigent der Wiener Philharmoniker Tugan Sokhiev(Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)

Vom „Nussknacker“ bis zu den „Weibern von Windsor“
Überhaupt lag der Programmschwerpunkt bei der inzwischen 22. Ausgabe des Gratisevents auf bekannten Opern- und Operettenmelodien. Zu hören waren etwa auch Hector Berliozs „Ungarischer Marsch“ aus der Oper „La damnation de Faust“, Camille Saint-Saëns‘ „Danse Bacchanale“ aus der Oper „Samson et Dalila“ oder der „Blumenwalzer“ aus Tschaikowskys „Nussknacker“. Eine musikalische Widmung gab es für das Haus der Musik: Otto Nicolais Ouvertüre zur komischen Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ erklang zum 25-Jahr-Jubiläum der Institution, die im einstigen Wohnhaus des Komponisten und Gründers der Philharmoniker seinen Platz gefunden hat.

Dirigent Tugan Sokhiev mit dem Orchester
Dirigent Tugan Sokhiev mit dem Orchester(Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)

Der musikalische Freiluft-Parcours durch verschiedene europäische Landschaften und Stimmungen fand dann mit einer ordentlichen Dosis Hauptstadt-Seligkeit sein Ende. Beczała intonierte Emmerich Kálmáns „Wenn es Abend wird (Grüß mir mein Wien)“, das Lied des Tassilo aus der Operette „Gräfin Mariza“.

Ein Gruß aus Wien in 80 Länder
Als letzte der zwei Zugaben setzte das obligatorische „Wiener Blut“ von Johann Strauss den endgültigen Schlusspunkt. Damit kam der Walzerkönig, dessen 200. Geburtstag in Wien mit einem Event-Reigen das ganze Jahr über gefeiert wird, auch hier noch zu Ehren.

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