Forscher wiesen nach:

Diphtherie-Ausbrüche entlang von Migrationsrouten

Ausland
05.06.2025 14:00

Diphtherie galt eigentlich wegen einer guten Durchimpfungsrate in unseren Breiten als nahezu ausgerottet. Doch seit einigen Jahren häufen sich die Infektionen mit der von Bakterien ausgelösten Infektion. Um den Ausbruch, der vor allem im Jahr 2022 besonders groß war, zu untersuchen, wurde ein europäisches Konsortium gegründet. Die daran beteiligten Forscher haben das Ausbreitungsgeschehen nachgezeichnet und herausgefunden, dass diese hauptsächlich entlang von Migrationsrouten erfolgt sind.

„Die hohe Zahl von Diphtherie-Infektionen unter Migranten ist besorgniserregend, insbesondere da antimikrobielle Resistenzen die Wirksamkeit der Behandlungsstandards bedrohen“, heißt es in der Studie, die im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde. Um das Risiko solcher Ausbrüche in Zukunft zu verringern, müssten Maßnahmen ergriffen werden. Eine rasche Reaktion konnte den Ausbruch demnach eindämmen, doch immer noch führen Bakterienstämme von damals zu Neuinfektionen in der Region.

Meisten Patienten auf Westbalkanroute unterwegs
Für die Studie wurden klinische und genomische Daten zu Diphtherie-Fällen, die zwischen Jänner und November 2022 in zehn europäischen Ländern gemeldet wurden, herangezogen. Neben der Schweiz gehörten Österreich, Deutschland, das Vereinigte Königreich, Frankreich, Belgien, Norwegen, die Niederlande, Italien und Spanien zu den betroffenen westeuropäischen Ländern. Diese Daten deuten laut der Studie auf eine Übertragungsquelle entlang etablierter Migrationsrouten nach Europa hin. Die meisten Patienten folgten einer Migrationsroute entlang der westlichen Balkanländer.

Vor allem Männer betroffen
„Die im Jahr 2022 gemeldeten Diphtheriestämme weisen ein hohes Maß an genetischer Identität auf, wie unsere Studie zeigt. Dies deutet auf eine gemeinsame Infektionsquelle oder darauf hin, dass es bestimmte Orte entlang der Reiserouten bei der Migration in europäische Länder gibt, an denen eine anhaltende Diphtherieübertragung stattfindet“, erklärte Andreas Hoefer, Mikrobiologie-Experte am European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) und Co-Erstautor der Studie.

Fast alle (98 Prozent) der in der Studie analysierten 362 Patienten waren männlich. Die überwiegende Mehrheit (96 Prozent) von ihnen war vor Kurzem aus ihrem Herkunftsland in die Länder gereist, in denen dann Diphtherie diagnostiziert wurde. Die größte Gruppe der Infizierten stammte aus Afghanistan oder Syrien. 

Breites Spektrum an Symptomen
Die Diphtherie wird durch Bakterien verursacht, die weltweit verbreitet sind. Der Erreger produziert ein starkes Gift, das Organe wie Herz und Leber dauerhaft schädigt. „Diphtherie kann ein breites Spektrum an klinischen Symptomen zeigen“, erklärt Adrian Egli, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Universität Zürich und einer der Studienverantwortlichen in der Mitteilung der Hochschule. 

Grundsätzlich gibt es zwei Arten der Krankheit: Die respiratorische (Atemwege) und die kutane (Haut) Diphtherie. Mehr als drei Viertel der Patienten (77 Prozent) erkrankten laut der Studie an der milderen kutanen Form der Erkrankung. 15 Prozent erkrankten an der respiratorischen Diphtherie.

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