Anfang des Jahres hat sich ein Eisberg in der Antarktis gelöst, der ungefähr die Größe Chicagos hatte. Forscherinnen und Forscher untersuchten den freigelegten Meeresboden daraufhin und fanden ein blühendes Ökosystem in der Tiefe vor. Darunter waren Korallen und Seespinnen, aber auch ein riesiges Tiefseeraubtier.
Der geisterhafte Gigant Stygiomedusa Gigantea hat vier bandartige Arme, die bis zu zehn Meter lang werden, und einen Kopf mit einem Durchmesser von über einem Meter. Das Tenktakel-Wesen lebt typischerweise in der Mitternachtszone und damit in einer Tiefe von 1000 bis 4000 Metern. Die Wassertemperatur liegt dort zwischen ein und vier Grad Celsius, dem Druck halten nur wenige Tiere stand.
Die riesige Qualle kommt weltweit außer im Arktischen Ozean vor und ernährt sich von Plankton sowie kleinen Fischen. Ihr Gewicht beträgt mehr als 90 Kilogramm. Trotz der Größe und Masse gibt es seit der Erstbeschreibung 1910 nur wenige aufgezeichnete Begegnungen mit dem Tier. Bis 2022 wurden 126 Sichtungen vermerkt, unter anderem im Nord- und Südatlantik, vor der amerikanischen Pazifikküste und der Antarktischen Halbinsel.
Hier sehen Sie eine frühere Aufnahme des Tiers:
Gemeinschaften seit Jahrzehnten
Obwohl sie weit verbreitet sein dürfe, ist über die Lebensweise der Schirmqualle bisher wenig bekannt. Ein internationales Forschungsteam an Bord der FS Falkor des Schmidt Ocean Institute hat jetzt die erste detaillierte Expedition unter einem so großen Gebiet durchgeführt, das von einem schwimmenden Schelfeis bedeckt war. „Wir hatten nicht erwartet, so ein schönes, blühendes Ökosystem zu finden. Gemessen an der Größe der Tiere gibt es die von uns beobachteten Gemeinschaften schon seit Jahrzehnten, vielleicht sogar Hunderten von Jahren“, sagte Co-Expeditionsleiterin Patricia Esquete vom Centre for Environmental and Marine Studies (CESAM) und dem Department of Biology (DBio) an der Universität Aveiro in Portugal.
Meeresströmungen bewegen Nährstoffe
Mit einem ferngesteuerten Fahrzeug beobachtete das Team acht Tage lang den Tiefseeboden in der Antarktis. Es fand unter anderem auch Eisfische, riesige Meeresspinnen und Tintenfische. Im Jahr 2021 war erstmals über Anzeichen von Leben unter dem Schelfeis berichtet worden.
Die antarktischen Ökosysteme sind seit Jahrhunderten vollständig von Oberflächennährstoffen abgeschnitten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass Meeresströmungen auch Nährstoffe bewegen, um das Leben unter dem Eis aufrechtzuerhalten.
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