Es braucht mehr Leute, um die freiwilligen Dienste in gleichem Maß aufrecht zu erhalten. Sprich: Jeder „hacklt“ weniger. Die Freiwilligen-Organisationen in Oberösterreich denken über neue Strategien nach, um ungeliebte Arbeiten besetzen zu können und konkurrieren vor allem mit dem Freizeitstress.
„Wir haben etwas mehr als 25 Prozent mehr Freiwillige gewinnen können“ – der erste Satz von Erich Haneschläger, Geschäftsführer vom Roten Kreuz OÖ – dann folgte der zweite: „Die Zahl der geleisteten Stunden mit 3,1 Millionen pro Jahr ist seit Jahren stabil.“ Es braucht also mehr Leute, um die Dienste besetzen zu können. „Früher leisteten Freiwillige im Rettungsdienst etwa 300 Stunden pro Jahr, jetzt sind es 200 bis 230“, ergänzt RK-Präsident Gottfried Hirz, der die Werbetrommel fürs Ehrenamt rührt. Und für den Stundenschwund neben steigendem beruflichen Druck den vermehrten Rückzug ins Private und auch die „vielen interessanten Freizeit-Angebote“ verantwortlich macht.
2,8M illionen Stunden erbringen Oberösterreicher durch ehrenamtliche Dienste – pro Woche! Sechs von zehn Landsleuten engagierten sich ohne Bezahlung im Verein, einer Organisation oder in der Nachbarschaftshilfe.
Hauptamtliche sollen künftig Lücken füllen
Auch andere Blaulichtorganisationen in Oberösterreich konkurrieren mit dem Freizeitstress um Nachwuchs. „Wir haben weniger Sorgen für die Dienste an den Seen. Aber Leute dazu zu begeistern, mehr Verantwortung oder Aufgaben wie Administration oder als Zeugwart zu übernehmen, wird schwierig“, sagt Martin Eberl von der Wasserrettung Oberösterreich, der hier in den nächsten Jahren ein echtes Problem ortet. Und man denkt in der bisher rein ehrenamtlich geführten Organisation darüber nach, eine Finanzierung für die Anstellung von bezahlten Kräften für „ungeliebte“ Aufgaben aufstellen zu müssen.
Jugendorganisation feiert 60. Geburtstag
Beim Roten Kreuz kommt auf etwa zehn Freiwillige schon eine Fixkraft, beim Landesfeuerwehrkommando OÖ gibt’s auch angestellte Kräfte, doch 99 Prozent der Leistungen im Land würden von Freiwilligen erbracht. Landesfeuerwehrchef Robert Mayer hat aber erst kürzlich den Wunsch nach 15 weiteren hauptamtlichen Mitarbeitern geäußert, um in den Bezirken die Verwaltung auf Dauer aufrechterhalten zu können.
In den Jugendgruppen ist die Nachwuchsarbeit durchaus erfolgreich, aktuell sind 13.134 Jungfeuerwehrleute aktiv. Heuer feiert die Feuerwehrjugend in OÖ übrigens ihr 60-jähriges Bestehen, am 18. Juli wird es dazu in St. Florian bei Linz ein großes Fest geben.
Ohne die Freiwilligen wäre das Leistungsangebot viel geringer, und gleichzeitig würden die Kosten steigen.
Gottfried Hirz, Präsident des Roten Kreuzes OÖ
Die Engagiertesten sind jung oder junggeblieben
Kleinteiliger geht’s da beim Samariterbund OÖ zu, der nur in Linz und Alkoven Jugendgruppen hat. „Wir wecken schon in Kindergärten und Schulen Interesse, und von denen, die schon früh bei uns anfangen, bleibt jeder zweite langfristig“, sagt Christian Wagner von der ASB-Geschäftsleitung.
Der Jugendbetreuer ist entscheidend, ob wir in einer Ortsfeuerwehr genug Nachwuchs haben.
obert Mayer, Landesfeuerwehrkommandant OÖ
Stadt-Land-Gefälle auch bei Freiwilligen
„Am Land funktioniert die Freiwilligenarbeit besser als in den Städten“, sagt RK-Präsident Hirz. Am engagiertesten sind die Jungen bis 25 Jahre oder die Junggebliebenen über 60: Sie stellen je rund 27 Prozent der Kräfte, die unbezahlt Arbeit leisten.
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