Bald in Drogenheim?
Sozialdienst: Organisationen werben um Berlusconi
Berlusconi wolle seine gemeinnützige Arbeit in Rom und nicht in seiner Heimatstadt Mailand leisten, heißt es. Zuletzt hatte er deswegen seinen Wohnsitz von Mailand in die italienische Hauptstadt verlegt. Der Sozialdienst habe den Vorteil, dass dabei die Auflagen für die Bewegungsfreiheit weniger strikt seien, auch sei der Kreis der Gesprächspartner nicht so eingeschränkt wie beim Hausarrest, berichteten Experten.
Sozialdienste würden dem Ex-Premier außerdem eine zweimonatige Verkürzung der Strafe ermöglichen. Unter Hausarrest könnte Berlusconi nur seine engsten Angehörigen, die mit ihm wohnen, und seine Rechtsanwälte treffen. Um die Spitzenrepräsentanten seiner Partei treffen zu können, müsste Berlusconi stets bei Gericht um Erlaubnis dafür bitten. Noch unklar ist, wo der "Cavaliere" Sozialdienst leisten könnte.
Priester will Berlusconi für Drogenhilfe-Projekt
Als Sozialarbeit kommen unter anderem Dienste im Altersheim oder die Mitarbeit bei Wohn- oder Umweltprojekten infrage. Zahlreiche karitative Hilfsvereine, sowie therapeutische Wohngemeinschaften für Drogenabhängige und Alkoholiker werben bereits um den Ex-Premier. Zu ihnen zählt auch die von dem bekannten Priester Antonio Mazzi geführte Gemeinschaft "Exodus", die sich um die Behandlung von Drogenabhängigen kümmert.
"Ich hätte Berlusconi gern hier mit meinen Jugendlichen, nicht aus Bosheit, sondern für seine Erlösung. Ich würde ihn gern morgens wachrütteln und ihn auffordern, sich das Bett zu machen. Ich hätte gern, dass er stille und bescheidene Arbeit verrichtet, angefangen von Putzarbeiten im Bad, genau wie er es auch tun musste, als er 15 Jahre alt war und nicht an die ganzen Macht gewohnt war, die er heute hat", so Mazzi im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" am Sonntag.
"Er müsste seine Seele wiederentdecken"
"Man müsste Berlusconi helfen, seine Seele wiederzuentdecken. Er sollte sich die Maske vom Gesicht nehmen und in sich schauen. Er sollte in der Stille Tomaten pflanzen, weit weg von den Bequemlichkeiten und den Höflingen, mit denen er sich wie Gott fühlt", meinte Mazzi. Doch nicht nur der Priester wirbt um Berlusconi. Angebote, bei ihnen seinen Sozialdienst zu leisten, erhielt der Medienzar auch von Auffangstationen für misshandelte Frauen, für Prostituierte und Spielsüchtige, Bewährungseinrichtungen für Gewaltkriminelle im Offenen Vollzug und von Tierschutzverbänden.
Für den ehemaligen Staatschef dürfte das Jahr, ob mit Sozialdienst oder ohne, noch durchaus spannend werden. Bis Ende Oktober muss der Senat nämlich darüber abstimmen, ob der Berlusconi seinen Parlamentssitz verliert. Grundlage für das Votum im Senat ist das Antikorruptionsgesetz "Severino", wonach rechtskräftig verurteilte Parlamentarier ihr Mandat abgeben müssen. Mitte-links-Senatoren bestritten, dass das Gesetz für Delikte nicht angewendet werden dürfe, die vor seinem Inkrafttreten Anfang 2013 begangen wurden, wie Berlusconis Vertrauensleute behaupten. Eine Senatskommission hatte sich am Freitag bereits für Berlusconis Ausschluss aus dem Parlament ausgesprochen.
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