„Tatort“ Weidegebiet

Mama von Kuh-Opfer (5): „Muss erst einer sterben?“

Sieben Menschen wurden innerhalb von drei Jahren in ein und demselben Weidegebiet im Tiroler Stubaital von Kühen zum Teil schwer verletzt. Eine Deutsche (66) kämpft seit Jahren um Schadenersatz. Bei den Verhandlungen war auch die Mutter einer verletzten Fünfjährigen immer dabei. Sie spart nicht mit Kritik am Gutachter.

Während die ersten Vorbereitungen für die kommende Almsaison getroffen werden, wartet Petra M. gespannt auf die Entscheidung der Richterin. Die Deutsche (66) kämpft um Schadenersatz, nachdem sie im Juni 2022 bei einer Wanderung im Stubaital von einer Kuh brutal attackiert wurde.

Kein Vorfall mehr nach der Schlachtung
Eine, die den Zivilprozess vor Gericht in Innsbruck genau verfolgt hat, ist Ramona E. (39). Aus gutem Grund: Tochter Leana (5) und ein Bekannter wurden nämlich fast genau ein Jahr später im selben Gebiet ebenfalls von Kühen niedergetrampelt und schwer verletzt. Wie sich herausstellte, war die Kleine das siebte Kuh-Opfer in nur drei Jahren.

Bei den „Tätern“ soll es sich immer um Charolais-Kühe gehandelt haben. „Diese hatte in Mieders nur ein Bauer“, weiß die Almwirtin. „Einen Tag nach dem Vorfall mit meiner Tochter hat er die Tiere abgetrieben und laut eigenen Angaben vor Gericht einige sofort geschlachtet. Seitdem ist fast zwei Almsommer nichts mehr passiert.“

Direkt vor der Alm von Ramona E. radeln und wandern Einheimische und Gäste an den Kühen vorbei. (Bild: Ramona E., Krone KREATIV)
Direkt vor der Alm von Ramona E. radeln und wandern Einheimische und Gäste an den Kühen vorbei.

„Vonseiten der Gemeinde wird nichts unternommen“
Im Zivilverfahren von Petra M. musste die vierfache Mutter einige Male den Kopf schütteln. „Wir haben Fotos, dass sich diese Kühe im gesamten Weidegebiet aufhalten. Immer wieder wurde aber behauptet, dass sie die Stellen meiden, in denen die Wanderer verletzt wurden“, ist die Tirolerin, die auf der Alm aufgewachsen ist, entsetzt. Auch die Tatsache, dass vonseiten der Gemeinde „nichts unternommen wird“, macht Ramona E. sauer. „Obwohl besorgte Bürger in Briefen auf die Gefahr dieser Kühe aufmerksam machten. Vielleicht muss aber erst jemand sterben.“

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Man hatte im Verfahren den Eindruck, dass der Gutachter voreingenommen war. Er hat sich auch mehrfach widersprochen.

Almwirtin Ramona E.

Kritik am Sachverständigen
Über den Gutachter im Verfahren hat die Tirolerin eine spezielle Meinung. „Er hat sich mehrfach widersprochen.“ So habe er zunächst gemeint, man müsse überlegen, ob man Wanderer überhaupt noch durch das Almgebiet schleusen soll. „Am Ende behauptete er, dass es keine Probleme mit den Mutterkühen gäbe und der Weg nicht sehr frequentiert sei – und das, obwohl dort mehrmals täglich ein Bummelzug vorbeirast und unweit der Wallfahrtsort Maria Waldrast liegt.“

Verwundert zeigt sich die 39-Jährige auch darüber, dass der Gutachter offenbar nicht viel von den Verhaltenstipps der Landwirtschaftskammer bei der Begegnung mit Mutterkühen hält. „Er sagte ja, dass man sich nicht unbedingt ruhig verhalten, sondern laut das Tier anreden sollte. Und wie das Wandern in Zukunft vor allem auch mit Kinderwagen ausschaut, wenn man Kühen nie den Rücken zudrehen soll und nur mehr rückwärts auf und vom Berg geht, ist auch zu hinterfragen“, meint die Almwirtin.

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