Gangster-Epos

Busen, Bier und Baller-Männer in Rockstars “GTA V”

Spiele
20.09.2013 14:05
Die Wege der Post sind manchmal unergründlich. So kam es, dass "GTA V" später in der Redaktion eintraf als ursprünglich vorgesehen. "Gott sei Dank", möchte man fast sagen, denn sonst hätten wir uns womöglich gar nicht mehr von der Konsole losreißen können. Warum der fünfte Ableger des kultigen Open-World-Games von Rockstar so sehr fesselt, lesen all jene, die sich das Spiel nicht ohnehin schon bereits am Mittwoch gekauft haben, nun hier. Wir versuchen, uns kurz zu fassen – schließlich wollen auch wir so schnell wie möglich wieder weiterspielen.

Rockstars "Grand Theft Auto"-Reihe zählt zu den erfolgreichsten Marken der Spielewelt überhaupt. Bereits an seinem ersten Tag übertraf der jüngste Ableger im weltweiten Verkauf die Marke von 800 Millionen Dollar – die noch anstehenden Veröffentlichungen in Japan und Brasilien nicht miteingerechnet. Tausende Läden öffneten ihre Pforten am Mittwoch schon um Mitternacht, um den Schlange stehenden Fans, die fünf lange Jahre auf den Nachfolger warten mussten, ihr Exemplar in die Hand zu drücken.

Das ganz gewöhnliche Gangster-Leben
Der ganze Rummel erscheint bei nüchterner Betrachtungsweise zunächst übertrieben, denn "GTA V" unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht kaum von seinem Vorgänger: Verfolgungsjagden, Schießereien, Überfälle, Schutzgelderpressungen, Glücksspiel, leichte Mädchen und reichlich derbe Flüche - kurzum: all das, was man sich von einem Gangster-Leben erwartet - sind wieder mit von der Partie. Wenngleich Rockstar in puncto Intensität noch ein Schippchen drauflegt: Alles ist ein bisschen brutaler, deftiger, freizügiger. Krasser eben.

Eine Geschichte, drei Charaktere
Dass "GTA V" dennoch spannender und spielenswerter ist als seine Vorgänger, ist einer "Schwerpunktaktion" der Entwickler zu verdanken. Intensiver als bislang haben sich diese nämlich der Hauptgeschichte gewidment, die sich nun deutlich stärker wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel zieht und dadurch den Eindruck so mancher Vorgänger, lediglich eine Ansammlung vieler voneinander unabhängiger Missionen zu sein, verblassen lässt.

Der eigentliche Clou besteht jedoch darin, dass Rockstar die Story nicht nur in den Vordergrund rückt, sondern erstmals in der Historie der Serie auf drei spielbare Charaktere ausweitet bzw. verteilt: den ehemaligen Bankräuber Michael, den aufstrebenden "Autohändler" und Inkasso-Eintreiber Franklin sowie den drogenabhängigen Soziopath Trevor. Wie und warum die drei sehr unterschiedlichen Charaktere zusammenfinden, sich plötzlich einem gemeinsamen Feind gegenübersehen und was ein Tennislehrer mit alldem zu tun hat, sei an dieser Stelle aber nicht verraten.

Unterschiedliche Talente und Fertigkeiten
In spielerischer Hinsicht ergeben sich durch diese Dreiteilung jedenfalls einige interessante Neuerungen. Die wohl wichtigste: Auf Knopfdruck kann jederzeit zwischen den Charakteren hin- und hergewechselt werden – sei es, um mit einem von ihnen an einer anderen Stelle der Stadt eine neue Solo-Mission zu starten, oder um während gemeinschaftlicher Herausforderungen von den individuellen Talenten zu profitieren. Denn jeder der drei Charaktere verfügt über eine Spezialfähigkeit, die maßgeblich über Erfolg- und Misserfolg einer Aufgabe entscheiden kann.

So ist Michael beispielsweise ein ausgezeichneter Schütze, der im Kampf die Zeit verlangsamen kann, um blitzschnell Ziele auszuschalten. Franklin verfügt über eine ähnliche Gabe, die er allerdings nutzt, um sich als geschickter Fahrer von Autos oder Motorrädern selbst bei hohem Tempo unfallfrei durch den Verkehr der virtuellen Straßen zu schlängeln. Trevor wiederum vermag es, sich in einen regelrechten Blutrausch zu ballern, der ihn weniger empfindlich gegenüber feindlichen Treffern macht.

Neue Rollenspiel-Anleihen
Die Rollenspiel-Anleihen sind damit in "GTA V" aber noch nicht erschöpft: Alle Charaktere verfügen zudem über dieselben, wenngleich anfangs unterschiedlich ausgeprägten Grundfertigkeiten wie Stärke, Ausdauer, Zielvermögen oder fahrerisches Talent. Durch "Learning by doing" in den Missionen oder an bestimmten Orten wie beispielsweise Schießständen können diese Fertigkeiten verbessert werden, wodurch wiederum die Chancen, eine Mission erfolgreich abzuschließen, steigen.

Schließlich, auch das kannte man bislang eher von Rollenspielen als von "GTA", räumt Rockstar dem Spieler hier und da vereinzelte Wahlfreiheiten ein. So gilt es beispielsweise zu entscheiden, ob man einen Überfall auf ein Juweliergeschäft lieber auf die althergebrachte und plumpe Art mit Waffengewalt lösen oder vielleicht doch lieber zunächst Betäubungsgas durch das Abluftsystem in den Laden pumpen möchte, um den Coup leise und unauffälliger abwickeln zu können.

Dringend Unterstützung benötigt
Bei besagter Mission kommen Gamer übrigens auch erstmals mit einem weiteren neuen Feature in Kontakt: Für größere Aufgaben braucht es Unterstützung in Form von geübten Schützen, Fluchtfahrern oder Hackern. Über eine Art "Steckbrief" entscheidet man, welcher Gangster-Kollege für den Auftrags-Job am ehesten geeignet ist. Dabei geht es jedoch nicht allein um die Fertigkeiten, sondern auch ums Geld. Denn jeder Ganove möchte einen Anteil von der Beute. Je größer das Talent, umso höher der geforderte Sold. Es gilt also abzuwägen, ob man lieber mit teureren Profis auf Nummer sicher gehen und dafür weniger Beute einstreichen möchte, oder ob man auf günstigere Kleinkriminelle setzt, damit am Ende mehr fürs eigene Konto übrigbleibt.

Gigantische und imposante Kulisse: Los Santos
Schlussendlich wäre "GTA" kein "GTA", wenn es nicht auch mit einer gigantischen offenen Spielwelt aufwarten würde. Nach New York alias "Liberty City" haben sich die Macher diesmal ein Vorbild am kalifornischen Los Angeles genommen und mit "Los Santos" eine sonnige Metropole aus dem virtuellen Boden gestampft, die mehr denn je das Prädikat "sehenswert" verdient. Andere Spiele mögen auch schöne Städte haben, doch nirgendwo sonst wirkt das Gebotene so authentisch wie hier. Los Santos pulsiert an allen Ecken und Enden und scheint dabei fast so etwas wie ein Eigenleben zu entwickeln, das zu ergründen vor allem eines ist: ungemein spaßig und abwechslungsreich.

Wie schon in anderen Teilen davor, kann man als Spieler Stunden damit verbringen, in eines von Dutzenden zur Verfügung stehenden Fahrzeugen zu steigen und sich an der Stadt und ihren Bewohnern, von denen viele ihre eigene kleine Geschichte zu erzählen haben, zu erfreuen. Erstmals gibt es dabei keinerlei Beschränkungen: Die komplette Stadt ist von Spielbeginn an frei erkundbar.

Musikalisch begleitet wird man dabei abermals von einem umfangreichen Soundtrack, der so ziemlich alle Genres abdeckt und Geschmäcker bedient. Und natürlich wartet erneut ein umfangreiches Freizeit- (Tennis, Yoga, Triathlon) und Unterhaltungsangebot (Kino, Bars, Stripclub) darauf, genutzt zu werden.

Gepaart wird das Ganze mit dem für die Serie gewohnten Humor und Sarkasmus sowie einer ordentlichen Portion Gesellschaftskritik. "GTA V" mag sich dabei nicht immer innerhalb der Grenzen des guten Geschmack bewegen, aber etwas anderes haben Fans auch nicht erwartet.

Informations-Overkill
Ein wenig leise Kritik sei dann abschließend aber doch noch vergönnt. Stichwort: mangelnde Übersichtlichkeit – ein Problem, mit dem auch schon die Vorgänger zu kämpfen hatten. Während einer Verfolgungsjagd einem kleinen roten Punkt auf einer Karte links unten im Eck zu folgen, dabei gleichzeitig im darüber liegenden Bildschirmeck deutschsprachige Erläuterungen über Spielfunktionen entgegenzunehmen, während man versucht, die englischsprachigen Dialoge zu erfassen, um dann letztlich doch aus den Untertiteln zu erfahren, was als Nächstes zu tun ist, stellt selbst geübte "Multitasker" vor eine Herausforderung. Schade, denn wer sich auf das Eine konzentriert, verpasst das Andere, wodurch letztlich viel verlorengeht – sei es an Witz, weil man eben doch gerade nicht zugehört hat, oder die Mission, da man in der Hektik mal wieder nicht mitbekommen hat, was eigentlich zu tun ist.

Fazit: Schöner, größer, deftiger – "GTA V" stellt in jederlei Hinsicht eine Verbesserung gegenüber dem ohnehin schon großartigen Vorgänger dar. Was es aber letztlich auszeichnet und von dieset dieser Dreiteilung einhergeht. Davon abgesehen macht es ganz einfach tierischen Spaß durchs sonnige Los Santos zu cruisen, sich an Palmen und Stand zu erfreuen und den kalifornischen "Spirit" zu erleben.

Plattform: PS3 (getestet), Xbox 360
Publisher: Rockstar Games
krone.at-Wertung: 10/10

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