Mit Jetpack-Drachen

Schräger Genremix: “Divinity: Dragon Commander”

Spiele
18.09.2013 15:51
Die "Divinity"-Reihe aus dem Hause Larian Studios dürfte bislang vor allem Rollenspielern ein Begriff sein. Edle Recken kämpfen sich darin durch eine von Untoten, Elfen, Zwergen und anderen Völkern bewohnte Fantasy-Welt – so weit, so konventionell. Jetzt hat der Entwickler allerdings einen ganz und gar unkonventionellen Ableger der Serie im Programm: "Dragon Commander", in dem man taktische Echtzeitschlachten bestreitet und dabei hin und wieder in die Haut eines Jetpack-Drachen schlüpft, um Tod und Verderben über die generischen Reihen zu bringen. All das garniert mit RPG-Elementen und etwas Rundenstrategie. Wie sich der ausnehmend schräge Genremix spielt, haben wir getestet.

In "Divinity: Dragon Commander" schlüpft der Spieler in die Rolle des angehenden Kaisers des Reiches Rivellon, einer von den üblichen Verdächtigen bewohnten Fantasy-Welt. Rivellon ist zerrissen, verschiedene Fraktionen konkurrieren miteinander: Untote, Kobolde, Elfen, Zwerge, ja sogar Echsenwesen gibt es in dieser fremdartigen Welt. Die Aufgabe des Spielers: Das Reich unter seiner Herrschaft vereinen und die konkurrierenden Völker befrieden.

Weltpolitik im Fantasy-Ambiente
Erledigt wird das von einem Kommando-Zeppelin aus, in dem im Grunde der ganze Hofstaat des Kaisers versammelt ist. Generäle, die ihm in der Schlacht von Nutzen sind, Berater und sonstige Charaktere. Mit ihnen darf der Spieler zwischen den Missionen Multiple-Choice-Gespräche führen und über teils gar nicht so unernste Themen debattieren. Denn obwohl "Dragon Commander" ganz und gar in einer Fantasy-Welt spielt, gilt es auch ein wenig über Weltpolitik zu diskutieren und politisch geschickt zu taktieren.

Da wird die Tochter des Untoten-Fürsten geheiratet, um sich des Vaters Unterstützung für eine schwere Schlacht zu sichern. Da verkündet das Volk der Zwerge den Bankrott der Zwergenbank und bittet um Staatshilfen und da offenbaren konservative Untote dem geneigten Kaiser, dass sie ganz und gar nichts von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften halten. Kurzum: Der Hersteller nutzt die Fantasy-Bühne, um zum Nachdenken über brisante Themen und die Politik als Solche anzuregen. Ein großes Lob hierfür.

Mix aus Runden- und Echtzeitstrategie und Action
Abgesehen von den zutiefst politischen Entscheidungen und Gesprächen, die den Spieler auf seinem Kommandoschiff erwarten, versteht sich "Divinity: Dragon Commander" als Rundenstrategiespiel mit Echtzeit-Gefechten. So kommt es, dass das Game spielerisch ein wenig an die "Total War"-Reihe erinnert. Da werden rundenbasiert Armeen verschoben und Stellungen erobert – und treffen mal zwei Armeen aufeinander, kann im Echtzeitgefecht die stärkere ermittelt werden.

Und in diesen Echtzeitgefechten offenbart "Dragon Commander" dann eine weitere Facette. Der Name kommt nämlich nicht von ungefähr. Neben Bodentruppen und Lufteinheiten aus der isometrischen Perspektive zu kommandieren, darf der Spieler nämlich auch in Form eines mit Jetpack ausgerüsteten feuerspeienden Drachen selbst ins Geschehen eingreifen, Feuer auf gegnerische Einheiten herunter regnen lassen und die Echtzeitschlacht so kurzerhand in ein Actionspiel verwandeln.

Jetpack-Drachen bringen Abwechslung
Zugegeben, allzu dynamisch ist der Ritt mit dem aufrüstbaren Jetpack-Drachen dann zwar nicht – da ist die niedrige Feuerrate zu hinderlich und auch die Gegnerschaft zu behäbig. Aber es bringt ordentlich Abwechslung in die ansonsten im Gegensatz zum unterhaltsamen Politisieren auf dem Kommandoschiff mit der Zeit etwas eintönigen Echtzeitschlachten.

Weil man während des Drachenritts keine Kommandos an seine Armeen verteilen kann, gilt es den Drachen allerdings nur in verträglichen Dosen einzusetzen. Wer nämlich nur als geflügelte Chimäre durch die Levels düst und die eigentliche Echtzeitschlacht vernachlässigt, der wird relativ schnell Bekanntschaft mit der cleveren K.I. machen, die jede Schwäche in der Verteidigung geschickt ausnutzt und besonders dann gerne zuschlägt, wenn der Spieler gerade mit dem Drachen durch die Levels flitzt.

Optik etwas detailarm, Sound sehr gut
Optisch präsentiert sich "Dragon Commander" in den 3D-Echtzeitschlachten für ein Strategiespiel im sehr hübschen Gewand, mit aktuellen Actionkrachern kann es aber nicht mithalten. Das offenbart sich insbesondere beim Wechsel ins Drachen-Cockpit, wenn durch die Nähe zum Geschehen eine leichte Detailarmut bei den Umgebungen und Einheiten auffällt. Dafür sind die Hintergründe und Charaktere am Kommandoluftschiff besonders hübsch geworden – dort klickt sich der Spieler durch und erfreut sich an der herrlich schrägen "Steampunk"-Machart und dem durchwegs mit Liebe zum Detail designten Hofstaat.

Beim Sound gibt es wenig auszusetzen. "Dragon Commander" ist auch in der deutschen Version gut vertont und glänzt mit witzigen Dialogen und gut gewählten Sprechern. Der Soundtrack passt zum Bildschirmgeschehen und auch die Umgebungsgeräusche – explodierende Mechs und aus dem Schlund des Drachens schlagende Flammen – wirken stimmig.

Eingängige Steuerung, witziger Multiplayer
Die Steuerung ist schnell erlernt. Auf dem Kommando-Luftschiff klickt man sich durch Multiple-Choice-Dialoge, wie man es aus Rollenspielen seit Jahr und Tag gewohnt ist und die Rundenstrategie-Karte erfordert durch die begrenzten Interaktionsmöglichkeiten auch keine längere Lernphase. Der Echtzeit-Part stellt Spieler, die schon mal einen Strategietitel gespielt haben ebenso wenig vor Herausforderungen wie die Maus-Tastatur-Steuerung des Jetpack-Drachen.

Richtig spaßig wird's in Mehrspielerpartien, die entweder kooperativ gegen den Computergegner oder im Jeder-gegen-Jeden-Modus bestritten werden können. Weil im Multiplayermodus mehrere von Menschen gesteuerte Jetpack-Drachen auf der Karte ihr Unwesen treiben und Spieler, die klug vorgehen, gemeinsam verheerende Angriffe mit den fliegenden Schuppentieren fliegen können, fordert dieser Modus besonders.

Fazit: Alles in allem macht "Divinity: Dragon Commander" kaum etwas falsch. Die Grafik mag gerade im Drachen-Modus nicht vor Detailreichtum strotzen und auch die Echtzeitschlachten im Einzelspielermodus hätten etwas mehr Abwechslung vertragen, dafür bietet das Game einen ausgesprochen schrägen Genremix, der seines Gleichen sucht. Die gute Idee, gepaart mit der soliden Umsetzung und den herrlich politischen Anspielungen bei Dialogen am Kommandoschiff, sorgt letztlich für ein solides Paket Spielspaß. Wer sich mit schrägen Fantasy-Welten und nicht minder schrägen Spielideen anfreunden kann, der sollte sich das Larian-Game näher anschauen.

Plattform: PC
Publisher: Daedalic
krone.at-Wertung: 8/10

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