03.09.2013 09:13 |

Gigantischer Deal

Vodafone verkauft Verizon-Anteil für 130 Mrd. $

Die drittgrößte Übernahme aller Zeiten ist perfekt: Für 130 Milliarden Dollar (98,4 Milliarden Euro) verkauft Vodafone sein US-Mobilfunkgeschäft an den bisherigen Partner Verizon. Damit lösen die Telekom-Riesen nach über einer Dekade ihre unglückliche, aber hochprofitable Zusammenarbeit beim amerikanischen Mobilfunk-Marktführer Verizon Wireless.
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US-Platzhirsch Verizon kann dort nun ohne Rücksicht auf die Wünsche aus Großbritannien alle Mittel in den Wettbewerb mit AT&T und T-Mobile US stecken. Vodafone verkauft mit der US-Beteiligung seine Wachstumslokomotive und muss nun beweisen, dass im krisengeschüttelten Europageschäft die Trendwende möglich ist. Zumindest an Geld mangelt es nicht mehr.

Vodafone bekommt 60 Milliarden in bar
Die Briten erhielten für ihren Anteil von 45 Prozent an Verizon Wireless 59 Milliarden Dollar in bar, teilte Verizon am Montagabend mit. 60 Milliarden Dollar werden in Verizon-Aktien gezahlt und weitere elf Milliarden Dollar fließen über andere Transaktionen in die Kassen von Vodafone.

Der Käufer Verizon hält bereits 55 Prozent an dem größten Handynetzbetreiber der USA. Der endgültige Abschluss des Deals ist bis Ende März nächsten Jahres geplant. "Es war eine hochproduktive Partnerschaft mit hervorragender Dynamik", sagte Vodafone-Chef Vittorio Colao.

Geldregen für Vodafone-Aktionäre
Der Geldregen geht überwiegend an die Eigner des britischen Mobilfunkunternehmens: Vodafone kündigte an, 84 Milliarden Dollar an die eigenen Aktionäre auszuschütten. Weitere Milliarden sollen zum Schuldenabbau und für Investitionen genutzt werden.

Mit dem Verkauf schreibt Vodafone wieder einmal Geschichte: Bereits an der teuersten Übernahme aller Zeiten war der Konzern beteiligt. Auf dem Höhepunkt der New Economy im Jahr 2000 zahlte Vodafone für den deutschen Mobilfunker Mannesmann 203 Milliarden Dollar.

Anleger waren bereits vor der Verkündung in Feierlaune: An der Londoner Börse schnellten die Vodafone-Aktien in der Spitze um vier Prozent nach oben auf den höchsten Stand seit gut zwölf Jahren. Seit Bekanntwerden der Verkaufspläne Mitte vergangener Woche haben die Papiere damit 14 Prozent zugelegt. Die Verizon-Titel verloren in New York ein Prozent.

Dauerstreit mit Milliardendeal beendet
Das um die Jahrtausendwende gestartete Joint Venture stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Verizon versuchte bereits bald nach der Gründung, die Mobilfunkehe mit den Briten zu lösen und die komplette Kontrolle über das hochprofitable Geschäft zu erlangen. Vodafone hingegen wollte mehr Mitsprache über den Kurs von Verizon Wireless und Zugriff auf die vollen Kassen des Unternehmens.

Verizon lehnte das ab, es gab einen Dauerstreit. So musste Vodafone Verizon jahrelang anbetteln, bevor Dividenden ausgeschüttet wurden. Zuletzt kamen mehr als die Hälfte des operativen Gewinns bei Vodafone aus den USA. Vodafone konnte daher Dividenden in Milliardenhöhe an seine Aktionäre zahlen, obwohl die Geschäfte des Konzerns in Europa stark unter Druck standen.

Vodafones Europageschäft schwächelt
Der US-Ausstieg verändert Vodafones Konturen deutlich. Es entsteht ein kleinerer Konzern, der weniger gewinnträchtig und abhängiger von seinem Kerngeschäft in Europa ist. Gemessen wird Colao an seinem Erfolgen auf dem alten Kontinent. Die Geschäfte im rezessionsgeplagten Südeuropa brachen im zweiten Quartal prozentual zweistellig ein.

Aber auch einst verlässliche Umsatzbringer wie Deutschland oder der Heimatmarkt Großbritannien sind wegen der harten Regulierung und Preiskämpfen zu Sorgenkindern geworden. Insgesamt schrumpfte der Vodafone-Umsatz im abgelaufenen Quartal um 3,5 Prozent auf 10,2 Milliarden Pfund (12 Milliarden Euro).

Um das schwächelnde Geschäft wieder anzukurbeln, greifen die Briten nach Kabel Deutschland. Mit dem Elf-Milliarden-Euro-Deal will Vodafone in Deutschland erstmals mit der Telekom gleichziehen und neben Mobilfunk auch schnelle Internetanschlüsse anbieten. Damit bricht der Konzern ein zweites langjähriges Tabu und investiert kräftig in das Festnetz.

Vodafone-Unternehmen in 30 Ländern
Analysten gehen davon aus, dass ähnliche Übernahmen auch auf anderen Vodafone-Mobilfunkmärkten folgen dürften. Gleichzeitig will Vodafone die Einnahmen nutzen, um seine Netze angesichts der steigenden Datenlast aufzurüsten: In den nächsten drei Jahren stünden dafür neun Milliarden Dollar bereit.

In den vergangenen 20 Jahren war Vodafone auf Einkaufstour und hatte sich Standbeine in rund 30 Ländern auf verschiedenen Kontinenten aufgebaut. Colao hat aber vor einigen Jahren einen Strategieschwenk und den Rückzug aus Unternehmen, bei denen die Briten nicht das Sagen haben, angeordnet. Die Ankündigung des US-Ausstiegs hat bereits zu Spekulationen geführt, der britische Konzern könne nun selbst zum Übernahmeziel werden.

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