"Hab Zähne verloren"

Bursche stach auf Familienvater ein: 2 Jahre Haft

Österreich
31.07.2013 15:04
Ein 19-Jähriger, der am 13. April 2013 in der S-Bahn-Station Handelskai im Wiener Bezirk Brigittenau einen Familienvater vor den Augen seiner drei Kinder niedergestochen und schwer verletzt hatte, ist am Mittwoch zu zwei Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Darüber hinaus muss er dem 35 Jahre alten Mann 5.000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Opfer und Täter waren einander zunächst am Bahnsteig begegnet, wo der Jugendliche gegen 21 Uhr mit fünf Freunden auf die Bahn wartete und sich lautstark unterhielt. Der Vater, der seine älteste Tochter - in Begleitung der kleineren Kinder und seines Schwagers - zum Zug bringen wollte, telefonierte gerade mit seinem Mobiltelefon und ersuchte die Gruppe mit den Worten "Meine Herren, seid's a bisserl leiser" um Ruhe.

"Hat mir ins Gesicht gehaut"
"Da bekomm' ich eine Watsch'n ins Gesicht. Der hat mir ins Gesicht gehaut", schilderte der Mann die unmittelbare Reaktion des 19-Jährigen - es folgte eine kurze Rauferei. Als der 35-Jährige von seinem Kontrahenten abließ und ging, schien für den Mann die Auseinandersetzung beendet.

Doch der 19-Jährige folgte ihm. Als der Familienvater das bemerkte, zog er den Gürtel aus dem Hosenbund und schlug dem weiter gewaltbereiten Burschen damit ins Gesicht. Der Schwager eilte dem 35-Jährigen zu Hilfe, versetzte dem Jugendlichen einen Kniestoß ins Gesicht und schlug ihm dabei mehrerer Zähne aus. Darauf dürfte der 19-Jährige endgültig rot gesehen haben. Einer seiner Freunde, die den Kontrahenten gefolgt waren, steckte ihm ein Springmesser zu. Da der Schwager bereits beim Anblick der Waffe davongelaufen war, rannte der Jugendliche dem Familienvater nach.

Schwere Dauerfolgen nach Nervenschädigung
Die Kinder des 35-Jährigen - 15, acht und drei Jahre alt - mussten dann mit ansehen, wie ihr Vater zu Sturz kam und vom Bewaffneten attackiert wurde. In Rage stach der 19-Jährige dem Mann zweimal in den Oberschenkel. Dabei ging der Bursch derart heftig vor, dass die Klinge bis zum Knochen eindrang, abbrach und stecken blieb. Fatalerweise wurde dabei auch der Wadenbeinnerv getroffen, der seither gelähmt ist. Eigenen Angaben zufolge kann sich der 35-Jährige nur mehr mithilfe einer Schiene fortbewegen. Eine Operation, die möglicherweise Besserung bringt, scheint unumgänglich.

"Hab' meine Zähne verloren"
"Ich hab' wegen ihm meine Zähne verloren", schilderte der 19-Jährige dem Gericht sein Motiv für die Messerattacke und zeigte keinerlei Einsicht. Den Einwand des Richters, nicht der 35-Jährige, sondern dessen Schwager sei dafür verantwortlich gewesen, ließ der Bursch nur bedingt gelten: "Der war schon weg. Was hätte ich machen sollen?" Erst das drohende Strafmaß für die Tat von bis zu zehn Jahren, schockte den 19-Jährigen: "Wenn Sie mir zehn Jahre geben, bring ich mich um." Er sei "einfach dumm geworden" und habe daher zugestochen, gab er schließlich an.

"Wer aus Rache einem, der gar nichts dafür konnte, mit einem Messer so eine Verletzung zufügt, kriegt eine Strafe, die er im Gefängnis absitzen muss. Egal, ob er 19, 25, 40 oder 60 Jahre alt ist", erklärte der Richter in seiner Urteilsbegründung. Der Bursche nahm die Strafe an, der Staatsanwalt gab vorerst keine Erklärung ab.

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