"Wen sonst wählen?"

Juncker: Nach dem Rücktritt ist vor dem Comeback

Ausland
11.07.2013 21:39
Nach dem Rücktritt ist vor der Wiederwahl. So oder ähnlich könnte das Motto inmitten der politischen Turbulenzen in Luxemburg lauten, in deren Folge Ministerpräsident Jean-Claude Juncker (Bild) seinen Rücktritt bekannt gab. Eine Geheimdienst-Affäre brachte ihn zu Fall, doch nun könnte er bei der Neuwahl im kommenden Herbst - bis dahin soll die Regierung weiter im Amt bleiben - erneut als großer Sieger hervorgehen. Denn viele Bewohner des Fürstentums fragen sich: "Wen sollte man sonst wählen?"

"Sollte man jemanden nur wegen einer Dummheit fallenlassen?" fragt sich die 41-jährige Verkäuferin Danielle Weber. Auch Versicherungskaufmann Jean Müller (44) meint: "Es gibt Wichtigeres, etwa die Probleme mit der Wirtschaftskrise, mit denen auch das reichste Land in der EU zu kämpfen hat." Er zeigt sich sicher: "Juncker wird wiedergewählt - darauf wette ich."

Die Aufregung um Juncker sei für ihn weniger wichtig als sein Sommerurlaub, auch wenn das sicher "ein historischer Moment für uns Luxemburger" sei. Müllers Kollege Pierre Schleck ist kritischer. Er spekuliert, dass es eine Mehrheit für Sozialisten, Grüne und Liberale geben könnte und Juncker dann weg vom Fenster wäre. "Aber das wird auch nicht viel ändern", sinniert Schleck. Die Mehrheit in einer RTL-Umfrage will Juncker weiter als Ministerpräsident sehen - die Teilnehmer wurden allerdings vor der entscheidenden Parlamentssitzung vom Mittwoch befragt.

Junckers Humor ist unerschütterlich
Trotz der schweren Tage für Juncker verliert der stets zum Scherzen aufgelegte Polit-Veteran nicht seinen Humor. "Ich habe die letzten Wochen eigentlich extrem gut geschlafen, die letzte Nacht besonders gut", erklärte er am Tag nach dem vorläufigen Aus der Regierung vor Journalisten. Ganz ausgeschlafen sieht der 58-Jährige nach all dem Stress bei näherem Hinsehen allerdings dann doch nicht aus. Dennoch betonte er, bei der nächsten Wahl wieder antreten zu wollen: "Lust hätte ich schon, aber das muss meine Partei entscheiden."

Juncker als Spitzenkandidat für Neuwahl
Und tatsächlich sieht es gar nicht so schlecht aus für den dienstältesten Regierungschef innerhalb der Europäischen Union, wieder in die Nähe eines Regierungsamtes zu kommen.

Luxemburgs Christlich Soziale Volkspartei (CSV) kürte den Ministerpräsidenten nach dem Bruch seiner Regierung zu ihrem Spitzenkandidaten für eine Neuwahl. Die Entscheidung fiel nach einem Bericht der Zeitung "Luxemburger Wort" am Donnerstagabend bei einem außerordentlichen "Nationalkongress" der CSV im luxemburgischen Hesperingen.

Zuvor hatte sich der 58-jährige Juncker mit Großherzog Henri beraten. Dieser will sich nach eigenen Angaben zunächst Zeit nehmen für die Entscheidung über eine Neuwahl und einen möglichen Termin und dazu auch Gespräche führen. Als möglicher Zeitpunkt für den vorgezogenen Urnengang ist der 20. Oktober im Gespräch. Junckers sozialdemokratischer Koalitionspartner hatte ihm die Unterstützung verweigert - wegen einer Affäre um illegale Abhöraktionen des Luxemburger Geheimdienstes (siehe Infobox).

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