Analysen der Max-Planck-Wissenschafter Dan Dediu und Stephen Levinson ließen den Schluss zu, dass die menschliche Sprache "in der heutigen Form mindestens bis zum letzten gemeinsamen Vorfahren von modernem Menschen und Neadertaler zurückgeht", heißt es in der Mitteilung des Max-Planck-Instituts. Dieser letzte gemeinsame Homo-Vorfahre lebte vor rund 500.000 Jahren.
Die Interpretation der Befunde durch die beiden Forscher verschiebt den Ursprung moderner Sprachformen um den Faktor zehn nach hinten: Bisher gingen die meisten Experten davon aus, dass Sprache als Folge einer Erbgutveränderung erst vor etwa 100.000 bis 50.000 Jahren entstanden ist.
Kultureller Austausch wahrscheinlich
Der moderne Mensch hat sich im Laufe seiner Geschichte außerhalb Afrikas sowohl mit dem Neandertaler vermischt als auch mit dem sogenannten Denisova-Menschen, einer weiteren Menschenform, die bis jetzt nur aus Erbgut-Analysen bekannt ist. So finden sich im Erbgut von heute lebenden Menschen Gene, die ursprünglich von Neandertalern und Denisova-Menschen stammen. Darüber hinaus deuten Gemeinsamkeiten bei der Fertigung von Werkzeugen oder Waffen auch auf einen kulturellen Austausch hin. Dediu und Levinson zufolge könnten sich bei diesen Begegnungen auch die Sprachen vermischt haben.
Reste der Neanderthaler-Sprache bewahrt
Der moderne Mensch trage demnach nicht nur Neandertaler- und Denisova-Gene in sich, sondern habe auch Reste der Sprache seiner nächsten Verwandten bewahrt. Die heutige Sprachenvielfalt würde demnach zum Teil auf die Begegnungen mit anderen Menschenformen zurückgehen, so der Bericht. Ein deutlicher Hinweis auf eine solche Sprachvermischung wäre es, wenn Sprachforscher strukturelle Unterschiede zwischen afrikanischen und nicht-afrikanischen Sprachen finden würden. Denn nur die nicht-afrikanischen Sprachen könnten nach Ansicht der Wissenschaftler Elemente von Neandertaler- und Denisova-Idiomen enthalten.
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