In Justizanstalten

Wieder Folterfall – und neue Details zu Missbrauchsfällen

Österreich
10.07.2013 16:51
Die Fälle von Übergriffen auf Häftlinge in Österreichs Justizanstalten reißen nicht ab. So löste am Mittwoch die Folterung eines Gefangenen erneut Erschütterung aus. Mit einer Rasierklinge sollen zwei Mithäftlinge ihren ans Bett gefesselten Zellengenossen malträtiert haben. Schauplatz der blutigen Gewalttätigkeit war einmal mehr die Justizanstalt Wien-Josefstadt. Zudem wurden auch neue Details zu den bislang bekannt gewordenen Vorfällen öffentlich.

Der blutige Vorfall geschah in der Nacht auf Mittwoch in einer Vier-Mann-Zelle. Zwei Insassen - ein wegen Mordes verurteilter Inder sowie ein Österreicher - attackierten einen Mithäftling im Alter von etwa 20 Jahren. Das Duo fesselte den Burschen aus Ungarn an das Metallgestell eines Stockbettes und griff zunächst zu einem Kugelschreiber, mit dem es das Gesicht ihres Opfers zu bemalen begann - offenbar, um den jungen Mann einzuschüchtern.

Als die Insassen davon genug hatten, griffen sie zu einem weitaus schmerzhafteren Utensil: Mit einer Rasierklinge begannen die beiden Männer die Oberarme ihres panischen Mithäftlings aufzuritzen. Erst das Einschreiten eines Justizwachebeamten beendete das grausame Martyrium. Offenbar aus Angst vor Rache meinte das Opfer bei seiner Befragung nur, es habe sich lediglich um eine Spielerei unter Häftlingen gehandelt.

Alle Missbrauchsfälle bei Staatsanwaltschaft anhängig
Der Fall reiht sich in eine ganze Liste von brutalen Übergriffen in Österreichs Justizanstalten ein, nachdem am Dienstag drei weitere Missbrauchsfälle von jungen Gefängnisinsassen in Niederösterreich, der Steiermark und Oberösterreich bekannt geworden waren. Am Mittwoch wurden auch neue Details zu den Vorfällen öffentlich.

So hatten die sexuellen Übergriffe auf die jugendlichen Häftlinge in den Justizanstalten Graz und Linz - wie auch im Fall des in Wien vergewaltigten 14-Jährigen - in den Hafträumen stattgefunden, wie Peter Prechtl, Leiter der Vollzugsdirektion, am Mittwoch erklärte. Alle vier angezeigten Missbrauchsfälle seien darüber hinaus bereits bei den jeweils zuständigen Staatsanwaltschaften anhängig. Im Fall des in der Vollzugsanstalt Gerasdorf in Niederösterreich vergewaltigten 16-Jährigen gibt es bereits eine Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt.

Grazer Häftling spricht von freiwilligen Handlungen
Besonders brisant gestaltet sich jedoch jener Fall aus Graz, bei dem im Frühjahr ein 17-Jähriger von einem gleichaltrigen Zellengenossen sexuell missbraucht worden sein soll. Laut der Staatsanwaltschaft Graz habe das Opfer bei seiner Vernehmung erklärt, dass die Handlungen in gegenseitigem Einverständnis und freiwillig passiert seien. Das Ermittlungsverfahren sei jedoch noch nicht abgeschlossen, sagte Sprecher Hansjörg Bacher am Mittwoch. Es sei auch unklar, ob der 17-Jährige bei dieser Aussage bleiben werde. Detail am Rande: Das vermeintliche Opfer ist selbst wegen Vergewaltigung in Haft.

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